http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1880/0453
Dr. G. v. Langsdoiff: Mag. Hansen v. d. Kriterium d. Vernunft. 445
zeugen, dass die Kranken mit verbundenen Augen verschiedene
Arten des Eingriffes unterscheiden. Man braucht
hier nicht zu Torturproben zu schreiten. Ich niusste zugeben
, dass in demMaasse, als die Empfindlichkeit überhaupt
auf der einen Seite des Körpers steigt, auf
der anderen Seite die Empfindlichkeit abnimmt."
(Die von Herman verhöhnte Transfeit der sensibilite!)---
„In den später in Genf und Lausanne angestellten Versuchen
glaube ich nun, mittelst der angegebenen Methoden
diesen letzten, kaum ernst gemeinten Zweifel beseitigt zu
haben. Ich gestehe, das ich mich zum ersten Male entmuthigt
fühlte vor der Kluft, vor der ich mein Auge nicht mehr
verschliessen durfte und über die selbst der Gedanke, eine
luftige Brücke zu schlagen, nicht vermögend war."
Hier haben wTh zwei entgegengesetzte Ansichten von
zwei gleich berühmten Physiologen. Je nachdem das Ver-
ständniss ihrer Zuhörer diese mehr zum Alten, als zum
Neuen drängt, wird es Hermanisten and Schiflisten geben;
denn obgleich Beide Schweizer Professoren sind, so ist
doch bis jetzt noch nichts bekannt geworden, dass sich dieselben
in ihrer Ansicht bezüglich der Metalloskopie gegenseitig
ausgeglichen haben.
Bezüglich der Hansen'sehen Experimente haben wir
einen ähnlichen gelehrten Widerspruch*) zu constatiren;
und zwar in zwei ärztlichen Professoren, die bezüglich der
Hanserisvlien Experimente mit einander in Streit gekommen
sind.
Herr Juspitz (Professor für Syphilis und Hautkrankheiten
in Wien) hat es in der „Wiener medizinischen
Wochenschrift" dem Herrn Professor Heidenhain sehr übel
genommen, dass er nach einem beigewohnten Besuche „die
Schaustellungen Hanseris für wunderbar, im höchsten Maasse
interessant und für in der That frappirend" erklärt. Herr
Professor Auspitz hat aber nie einer solchen Produktion beigewohnt
, sondern urtheilt, wie es viele Vertreter der s. g.
„exakten Untersuchung44 thun, a priori inVBlaue hinein,
was freilich sehr bequem ist. Er zweifelt am Schlüsse
seines Berichts an Professor Heidenhain1 s Beobachtung und
sagt: — „Eine wissenschaftliche Beobachtung in diesem
Sinne ist unsers Wissens mit Hansen noch nicht gemacht
worden, (!) und wir gestehen offen, dass es schwer fällt, sie
auf einen Bericht hin, bei mangelnder Autopsie zu glauben." —
Seitdem sind aber derartige Erscheinungen von anderen
*) Siehe „Psychische Studien,'* April-Heft 1880, S. 188 ff.: „Wie
zwei berühmte Aerzte über die Wirkungen des Hypnotismus sich
selbst einander schlagend widersprechen." Die Bed.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1880/0453