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450 Psychische Studien. VII. Jahrg. 10. Heft. (October 18°0.)
andern Grundproblemen, das verwickelte Verhältniss und die
Auffassung des Einen und Vielen, von Subject und Object
und ihrer gegenseitigen Abgrenzung, zur Geltung und Entscheidung
." Es liegt also im Raumverhältniss zugleich ein
Zusammen und Auseinander von Subject und Object. „Aus
einem absoluten Nicht räumlichen darf man daher nicht,
wie etwa Herbart wollte, den Raum construiren wollen.44
Aber das räumliche Elementar verhältniss von Subject und
Object ist auch nicht ein schon an sich .Fertiges und
Klares und in solchen Sinne ä priori vorhaaden. Diess
letztere behaupten die Ontologen, welche den Raum als ein
von vornherein fertig Gegebenes, als ein Continuum, d. i.
ein in sich festes und vollkommen gegebenes Zusammen
von Subject und Object, darstellen. Nun giebt es nach
Hehnlioliz eine nativistische und empiristische ento-
logische Theorie. Der Nativismus setzt den Raum mit
allen Dimensionen und Ausgestaltungen als fix und fertig
voraus, ebenso wie die diesem Verhältniss entsprechende
Conformität der Sinne. Dabei wird nur der fundamentale
Unterschied zwischen Subject und Object übersehen. Wir
verlegen alle Theile unseres Körpers z. B. als Erkanntes
und Wahrgenommenes, gegenüber dem Erkennenden als
Subject, nothwendig nach Aussen ins Object. Der absolute
Apriorismus der skeptischen jSftwf-Lehre lässt hingegen
zwischen Subject und Object gar keinen Zusammenhang
bestehen; der Raum ist dieser Richtung nur eine dem Subject
angeborene Form, welche dasselbe rein aus sieh selbst hergibt
, um ein absolut Unfassbares, objectiv Transcendentes
räumlich zu gestalten. — Auch die empiristischen Raumtheorien
, welche mit Recht davon ausgehen, dass das Raumgebilde
kein ante rem fertiges ist, sondern nur mit Hilfe
oder durch das Zusammenwirken von Erfahrung und innerer
denkender Auffassung und Bearbeitung gewonnen wird, wie
wir dasselbe z. B. beim Menschen nach dem ersten Lebensjahre
antreffen, sind, obgleich der Wahrheit erfahrungsmässig näher,
dennoch, trotz Helmholtz's scharfsinniger Vertretung derselben,
nicht kritisch genug. Sie sind immer noch ontologisch,
setzen immer noch in gewisser Form das ursprüngliche
Raumcontinuum zwischen Subject und Object, eine ursprünglich
gegebene Conformität, Correspondenz, oder einen prästabi-
lirten Parallelismus zwischen Sinnlichkeit und Verstand
voraus, so dass alle diese Theorien die Lehre über den
Schematismus kurzsichtig übergehen und für das Schema nach
psychologischer Seite gar keine eigentliche Grundlage aufsuchen
." —
Auch hier giebt es wieder einen mehr formalen und
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