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454 Psychische Studien. VII. Jahrg. 10. Heft. (October 1880.)
greifenden Veränderungen des Stoffwechsels dieses so gebildete
Schema fortwährend in einer unklaren und theilweise
discontinuirlichen Muctuation erhalten." "Wir verfolgen mit
dem Verfasser das Loize'sehe Bild von Localzeichen einer
Bibliothek in all seinen denkbaren Möglichkeiten nicht weiter.
„Das Raumschema bleibt zusammengesetzt aus relativen
Diseontinuitäten und phänomenalen Continuitäten. "Wie die
Spiegel im Kaleidoskop verarbeitet nun der Intellect diese
hier im Schema gegebene Perceptionssumme zu jenem völlig
continuirlichen Raumbilde der menschlichen Anschauung."
„Ist nun das kriticistische phänomenale Raumschema
der n dimensionale Raum der Ontologen?" So fragt Herr
Caspari und bestreitet die Identität beider. Aber wir halten
das eben nur für seinen Abstractionsbegriff vom wahren
Sachverhalt. Wir können ihm hier nicht eingehend folgen,
bemerken aber, dass Alles, was er gegen den Begriff des
n dimensionalen Raumes als eines Unbestimmten mit vorausgesetztem
Continuum vorbringt, durchaus auf Professor
Zöllners Entwicklungen nicht zutrifft. Er scheint Zöllner
nicht gründlich studirt zu haben. Dieser ist vielmehr ein
wohlbewusster Gegner aller Continuität, was er durch sein
Kapitel über die Eernwirkung der Kräfte schlagend dar-
gethan hat. Und wie er Zöllner in diesem Punkte sicher
nicht verstanden hat, wenn er ihn studiite, so wenig hat
er die von Zöllner beobachteten Slade'sehen Thatsachen
zur Metaphysik des Raumes gehörig gewürdigt. Er ist zu
viel abstracter Denker, als sich mit ihm von vornherein
unmöglich Scheinendem gross zu befassen. Dass aber Zöllner
mit seiner aus obigen Slade'sehen Thatsachen entwickelten
Theorie einer nothwendig aus ihnen zu folgernden vierten
Dimension ein Kernproblem der ganzen Erkenntnisswissenschaft
getroffen hat, das zeigt uns der ganze Schluss des
Casparfsehen II. Artikels, in welchem er sich auf den Begriff
der Dimension zurückwendet.
Er fragt: „In wie weit haben nun alle diese Annahmen
von vier und n Dimensionen ihre Berechtigung? — Die
richtige kriticistische Auffassung ist diese: dass die Dimensionen
und Reihen aus dem relativ discontinuirlichen
Schema sich erzeugen einerseits durch die entgegengebrachten
Localzeichen der übjecte, und andererseits durch das eigentlich
zusammenfassende Bewusstsein als Subject." — „Ist
das kriticistische Raumschema an sich relativ discontinuir-
lich und mannigfaltig, so kann es verschieden organisirten
Wesen auch verschieden gefärbte und mannigfach anders
geartete Ansatzpunkte zur Localisirung, zur Reihenbildung
und zu Dimensionsrichtungen entgegenbringen." — „Dass
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