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460 Psychische Studien. VII. Jahrg. lü. Heft. (October 18S#.)
während der Ohnmacht und des Starrkrampfes sind der
vornrtlieillosen, besonnenen und vorsichtigen Prüfung werth *)
Die Menschheit dieser Erde anerkennen wir als einen
endlichen untergeordneten Theil der einen Menschheit des
Weltalls in Gott. Daher wissen wir, dass auch sie nicht
alleinständig, nicht isolirt lebt auf dieser Erde, sondern
dass sie organisch verbunden ist mit höheren Ganzen des
Lebens im Geisterreich, mit höheren Ganzen des Naturlebens
im Geisterreiche, und mit Gottes Leben als waltender
Vorsehung. Wir wissen diess auf ewige Weise gewiss,
wenn schon unsere empirische Erkenntniss, unser rein geschichtliches
Wissen uns hierüber zur Zeit noch gar keine
allgemeingültige Auskunft gewährt. (Nur erst einige wenige
lebensmagnetistische Seher haben behauptet, mit Geistern
und Menschen anderer Himmelskörper in individuellem Ver-
hältniss der Mittheilung zu stehen, Swedenborgdie Somnambule
Römer'$, die Seherin von Prevorst, über deren
Angaben hier nicht entschieden werden soll.) Die allgemeine
Einsicht aber, dass diese Menschheit auf Erden an
sich, auch wenn wir es jetzt nicht wissen, als ein Theil
eines höhern geselligen Ganzen der Menschheit lebe, diese
Erkenntniss gibt doch schon befriedigende Aufklärung über
die geheimnissvollsten Erscheinungen des Lebens. So erscheint
im Lichte der Wissenschaft der Genius als die
Frucht eines Gott und dem Guten und Schönen geweihten
Vorlebens, und die urgeistigen Denker und Dichter scheinen
uns herabgekommen auf diese Erde aus höheren vollendeten
Gesellschaften der Geister, aus höher ausgebildeten Theil-
menschheiten des Himmels, um Gottes Heil, um das Gute
und das Schöne auch auf diese Erde in gottähnlicher Freiheit
, nicht ohne Gott zu begründen und zu fördern.
Mit der Idee der Menschheit dieser Erde ist zugleich
gegeben die praktische Idee des Erdstaates oder Erdmenschheitstaates
, Es folgt hieraus zugleich, dass jeder
einzelne Mensch an sich ein Mitglied ist dieses Einen, die
*) In seinen von fZ. Ahrens aus dem handschriftlichen Nachlass
herausgegebenen Vorlesungen (Göttingen, Dieterkh, 1818) über die
psychische Anthropologie geht Krause auf t'ie Erscheinungen des
sog. animalischen Magnetismus näher ein (S. 877—384), worauf wir
den Leser verweisen müssen. Nur das möge zu bemerken gestattet
sein, dass, wie auch Ahrens in einer Anmerkung hervorhebt, Krause
das Inwachen, wie er das Bchlaiwachen nennt, nicht als ein Sinken
der Se4e in eine niedere Sphäre des leiblichen Organismus auffasst,
sondern als ein Macbtgewinnen über ein wichtiges Lebenssystem,
welches sie im Wachen nicht besitzt, wodurch eine innigere, vollkommenere
Vereinigung zwischen Geist und Leib in allen üuen
Funktionen hergestellt wird.
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