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Prof. Hoffinann: Karl Chr, Ifriedr. Krause's Unsterblichkeitslehre. 465
so gelangen doch sicher tinendlich viele Theilmenschheiten
im Weltall zur Vollendung ihres Lebens in ihrem dritten
Hauptlebenalter und werden, obschon die Himmelkörper,
welche sie bewohnen, auch selbständig sind und bleiben,
dennoch mit einander individuell in vollem Bewusstsein,
mit voller Besonnenheit vereinleben. Die höchste Aufgabe
aber für den Lebengeist des dritten Hauptlebenalters ist,
dass die Menschheit auch individuell vereint werde mit
Gott selbst als dem Urwesen, und zwar mit Gott als dem
individuell lebenden Urwesen. Nach dieser Vereinigung
hin richtet sich das vernünftige Seimen und Streben aller
Menschen, die zum Gottesbewusstsein kommen, und zwar
schon im zweiten Hauptlebenalter. Aber erst in dem dritten
kann sie auch eingehen in diese vollwesentliche Lebenvereinigung
, worein dann Gott selbst als weise und liebende
Vorsehung sie aufnehmen wird. Nur wenn die Menschheit
zu der fünffachen Vollendung ihrer Vereinwesenheit in ihr
selbst, mit ihr selbst, dann ihrer Vereinigung mit der Vernunft
, mit der Natur, mit der Menschheit des Weltall und
mit Gott als Urwesen gelangt, erst dann in der dritten Periode
des dritten Hauptlebenalters ist der Hochpunkt der Reihe
des Lebens der Menschheit erreicht*). Dann wird diess vollwesentliche
Leben, die nach dem allgemeinen Lebengesetze
vorbestimmte Zeit lang in eigenthümlicher Güte und Schönheit
dargelebt. Wenn aber diese Zeit des voll wesentlichen,
vollkräftigen Lebens vollbracht sein wird, dann folgt die
Zeit der gesetzmässigen Abnahme, dann das Greisen alter
der Menschheit, endlich ihr der göttlichen Wesenheit ge-
mässer Tod, d. i. ihr Erlöschen auf einem Himmelkbrper
in ihrem letzten Einzelmcnschen. Aber es muss bemerkt
werden, dass jede Theilmenschheit auf einem Himmelkörper
auch in der Abnahme ihres Lebens bis zu ihrem Erlöschen
sich rein im Guten und Schönen halten kann und soll, ja
dass sie in wesentlicher Hinsicht an eigenthümlicher Schönheit
und Würde mit dem Alter, ja auch im Greisenalter
noch gewinnt und zunimmt. So wie schon der einzelne
Mensch, der sich rein im Guten und Schönen hält, auch
noch als Greis eigenthümliche Schönheit beibehält und angewinnt
, von welcher auch seine Leiche noch in hoher
*) Dieselbe Idee seheint dem 1858 f Professor, weil. Präsidenten
der Kais. Leopold.-Carolinisehen xlkadeinie der Naturforscher zu Breslau
, Di. Chr. Gotlfr. Nces von Esenbeck vorgeschwebt zu haben, als
er den zweiten Theü seines trefflichen Büchleins: „Das Leben in
derEeliglon" (Kastenburg, Röhricht, 1853) schrieb, welche* das
Leben derüemeinde in sieben Vernunftgebieten entwickelt, deren
Studium hier angezeigt wäre. Die Red.
Psychische Studien. October 1880. 30
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