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470 Psychische Studien. VII. Jahrg. 10. Heft. (October 1880.)
dern, dass selbst manche sonst höchst skeptische Naturforscher
— es ist uns wenigstens einer bekannt geworden — geneigt
sind, an eine eigene Kraft des betreffenden Magnetiseurs
zu denken. Es ist ein Verdienst des Verfassers, diese Annahme
als falsch dargelegt zu haben." — Nun, wir sind
von diesem angeblichen Verdienste des geschätzten Herrn
Verfassers durchaus nicht so überzeugt wie Herr K. Müller.
Freilich wohl gesteht er, dass es sich beim Hypnotismus
um ebenso überraschende, wie höchst merkwürdige Erscheinungen
handelt; aber er möchte dieselben durchaus
nicht auf die doch am nächsten liegende Annahme einer
spezifischen Einwirkungskraft des Magnetiseurs zurückgeführt
wissen. Um letztere — die magnetische Kraft — zu
leugnen, werden alle möglichen Erklärungsversuche gewagt,
die noch weit wunderlicher sind als die magnetische Kraft.
Aber gäbe man eine solche spezifische Kraft zu, so müsste
man am Ende den verhassten Spiritisten und Spiritualisten
auch den spezifischen Geist zugeben — und das würde alle bisherigen
Naturforscher - Theorien umwerfen. „Das Wunderbarste
an der Sache jedoch ist und bleibt für uns die That-
sache," — schliesst er, — „dass die hypnotischen Vorgänge
schon vor 37 Jahren, schon im Jahre 1843 bekannt waren,
wo sie der Engländer Braid zu Manchester in einem eigenen
zu London erschienenen Werke (Neurohypnologie) bekannt
machte, und dass diese Erscheinungen, wie wir ausdrücklich
hinzusetzen wollen, z. Th. mit den gleichen Ergebnissen,
wie sie vorstehend mitgetheilt sind, sogar in einer deutschen
Uebersetzung den deutschen Physiologen und dem deutschen
Publikum überhaupt zugänglich gemacht wurden Diese
Uebersetzung betrifft ein Buch des Dr. Herbert Mayoy ehemaligen
Professors der Anatomie und Physiologie am Kings
College, sowie Professors der vergleichenden Anatomie am
Collegium der Wundärzte zu London etc. Es kam unter
dem Titel: „Wahrheiten im Volksaberglauben, nebst Untersuchungen
über das Wesen des Mesmerisiaus" nach der 3.
englischen Original-Ausgabe, deutsch von Dr. Hugo Hartmann,
bei F. A. Brockhaus i. J. 1<S54 heraus und erregte damals
ein nicht geringes Aufsehen. Nichtsdestoweniger musste erst
ein Hansen kommen, um die Physiologen auf die wunderbaren
Vorgänge des Hypnotismus aufmerksam zu machen,
obgleich einer der Ihrigen, der verstorbene Prof. Czermak
in Leipzig, den Hypnotismus experimentell in die Hand genommen
hatte. [Aber fragt mich nur nicht, wie?! — R.]
In Folge dessen dürfte es sich rechtfertigen, wenn wir im
nächsten Artikel auf Mayds Buch etwas näher eingehen." —
Nun steht es aber fest, dass die verhassten Spiri-
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