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Prof. Holtmann: lleg^i'^ Stellung zur Unstcrblichkeitslehre, 507
Vertreter des Hilten Flügels an sicli Wahrheit zuzuschreiben
sich genötliigt fanden. Auch der Schreiber dieses Artikels
konnte in der Lehre Begeh nur Panlogismus erblicken,
mit welchem weder Perhönlichkeit Gottes, noch Unsterblichkeit
der geistigen Individuen vereinbar erschien. Weder
frühere Schritten von K. Rosenkranz, noch selbst seine
Jubelschrift: „Hege! als deutscher Katiotnilphiloso])h" (1870)
vermochten ihn von dieser Auffassung abzubringen, um so
weniger als die gleichzeitige Schrift: Wickelets\ „Hegel der
unwiderlcgte Welt-Philosoph" mit grösster Zuversicht Hegets
Lehre als Panlogismus auffasst, in welchem Alles, was entsteht
, zu Grunde gehen muss, um immer wieder von anderen
Positionen ersetzt zu werden, die ebenfalls untergehen
, so dass Entstehen und Untergehen anfangs-endlos
die alleinige Offenbarung des Absoluten ist. Daran wird
nichts geändert durch die Behauptung Michelefs, dass das
Absolute im Selbstbewusstsein der Menschheit, genauer im
absoluten Wissen und Wollen der Wiedergeborenen, zur
Wirklichkeit komme.*)
Um nun zu entscheiden, ob unsere bisherige Auffassung
und Auslegung der Heget schön Lehre richtig ist, wollen
wir aus den Werken HegeVs selbst die Hauptaussprtiche
über das Absolute und über die Unsterblichkeit vorführen.**)
In seinem ersten philosophischen Hauptwerke, der
Phänomenologie des Geistes (1807)***), erklärt Hegel} dass
es nach seiner Einsicht darauf ankomme, das Wahre nicht
als Substanz, sondern ebensosehr als Subjekl aufzufassen.
Darin sei die Vorstellung ausgedrückt, welche das Absolute
als Geist ausspreche, und diess sei der erhabenste Begriff,
der der neueren Zeit und ihrer Religion angehöre.-}-) Dazu
gibt Hegel folgende Erläuterung: „Das Geistige allein
ist das Wirkliche; es ist das Wesen oder Ansichseiende,
das sich Verhaltende und Bestimmte, das Anderssein und
Eürsichsein und in dieser Bestimmtheit oder seinem Ausser-
sichsein in sich selbst Bleibende, oder es ist ar und für
sich. Diess Anundfürsichsein aber ist es erst für uns oder
an sich, die geistige Substanz. Es muss diess auch für
sich selbst, muss das Wissen von dem Geistigen und das
*) HegeVs Philosophie in wörtlichen Auszügen von C\ Frantz
und A. Hillert, S. 27-28, 136.
**) Vergl. Philosophische Schriften, von Franz Hoffmann, Band
V, 109--215.
Ueber die frühesten Entwicklungsplänen und Entwürfe
HegeVs geben Rosenkranz (Leiben HegeVs) und R. Haym (Hegel und
seine Zeit) die beste Auskunft.
f) S. Werke HegeVs II, 14, 19.
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