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514 Psychische Studien. VII. Jahrg. 11. Heft. (November 1880.)
Subjekte durch den „Magnetiseur" in Parallelen zu setzen.
Er stellt sich von Anfang an durchaus auf den Standpunkt
eines modernen medizinisch-physiologischen Forschers.
„Es ist kein Zufall", schreibt er, „dass die Wissenschaft
so spät erst versucht hat, in dieses Dunkel einzudringen,
während sie alle andern Gebiete schon längst mehr oder
weniger durchforscht hatte. Einestheils hat erst das letzte
Dezennium die Gehirn- und Sinnesphysiologie auf eine
Stufe des Wissens gebracht, die es erlaubte, mit der Hoffnung
auf Erfolg dieses Feld zu bearbeite!; andererseits
hat der Spiritismus mit seinen vielen wunderbaren, obwohl
wahren Erscheinungen zu einem zügellosen Sektirerthum
sich umgewandelt, das in religiöser Schwärmerei . . ♦ .
Alles mit sich fortriss, was an phantastischer Mystik Freude
hatte." Der Verfasser bespricht dann die hervorragendsten
Persönlichkeiten von A. J. Davis, Home, Rivaih Adelma von Vay,
Bdbinet, Rüssel Wallace, Varley, zuletzt Slade's Experimente
mit Zöllner u. s. w. Dann kommt er auf die Leistungen
Hansen's und schildert dieselben einlässlich. Sehr nahe
wird dem Leser der Gedanke an die spiritischen Schreibund
Sprachmedien gelegt, wenn Herr G. fortfährt: —
„Der Hypnotisirte verharrt in besinnungslosem Zustande,
in welchem ihm auch die geläufigsten, einfachsten Dinge
nicht mehr einfallen. Die Erfahrungen, die wir seit unserer
Geburx im täglichen Leben gemacht und welche die Basis
unsers Denkens und Handelns bilden, sie sind für den
Magnerisirten nicht mehr vorhanden. Mit grosser Leichtigkeit
geht er auf das ein, was ihm der Magnetiseur vorspricht
— oder vormacht. Dieser kann willkührlich bei
Jenem Hallucinationen irgend eines Sinnes hervorrufen . . .
Der Magnetisirte steht im Stadium der sogenannten Olair-
voyance. Es herrscht jetzt zwischen beiden der „magnetische
Rapport;" der Hypnotisirte ist Automat geworden
und folgt bedingungslos den Worten und Winken
seines Beherrschers . . . Die Nachahmung steigt bei den
Hypnotisirten auf eine hohe Stufe der Vollkommenheit.
Sie sind im Stande, Bewegungen auszuführen, die sie nie
bei normalem Leben ausführen; Schriftzüge einer ihnen
völlig fremden Sprache schreiben sie geläufig und korrekt
nach* • • •
„Wie steht es nun aber mit der Erklärung dieser
Dinge? Woher kommt die Kraft und was ist sie, die
solche Wirkungen hervorbringt? Vorläufig noch ein bescheidenes
ignorarnus. Es ist dem Spiritismus schon ein
grosses Stück seiner mystischen Eigenschaften benommen
dadurch, dass wir überhaupt auf den Punkt gelangt sind,
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