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520 Psychische Studien. VII. Jahrg. 11. Heft. (November 1880.)
thun haben wollte* Nach dieser Seite hin aber erseheint
sie, bei den jüngsten Fortschritten des Spiritismus
, wieder als 'modern', und man kann in Jaromir und
Bertha nur befähigte Medien sehen." — Es ist diess ein
Zeichen, dass der Spiritismus wenigstens in den höchsten
literarischen Kreisen bereits für zünftig, weil ein Stück des
Vergleichs mit ihm würdig, anerkannt wird.
d) Die „Blätter für literarische Unterhaltimg" Nr. 32 vom
5. August 1880 enthalten eine Besprechung der Adolf Glaser1-
sehen Buches: — „Aus dem achtzehnten Jahrhundert.
Culturgeschichtliche Novellen." (Leipzig, Foltz, 1880) gr. 8°,
4 M. —, worin auch die Geschichte vom „Klopfgeist
zu Dibbesdorf" berichtet wird. Der Recensent Herr
Julian Weiss sagt darüber Folgendes: — „Dieselbe behandelt
das Ereignis?, welches sich im Spätherbst und im Winter
des Jahres 1767 zu Dibbesdorf zugetragen und die ganze
benachbarte Stadt Braunschweig in das genannte Dorf gelockt
haben soll. Der Bericht über die wunderbaren Dinge,
welche dieser „Klopfgeist" ausgeführt hat, ist dem „Braunschweiger
Anzeiger" entnommen, welcher aber erst etwa
fünfzig Jahre später über diesen Fall berichtet.*) Heute, wo
wir lebhafter als je uns für den Spiritismus infcerassiren
und Mr. Slade mit seiner Kunst auf Reisen geht, ist dieser
Tbeil des Werkes von höchstem Interesse. Es wird da erzählt
, dass der Klopfgeist aus dem vergangenen Jahrhundert
sich schon so ziemlich auf alle die Dinge verstand, welche
unsere allerneuesten Klopfgeister vollführen. So sagt der
Bericht: — 'Fragte man nach der Zahl der anwesenden
„Personen, die in der Stube so dicht aufeinanderlagen
„wie die Heringe in der Tonne, so klopfte es so viel mal,
„als Menschen vorhanden waren. Das „Klopfeding" signa-
„lisirte auf das Genaueste fremde Leute, die auf der Diele
„standen und die Stube noch nicht betreten hatten, bezeichnete
auf vorgelegte Fragen durch Zuklopfen die Farbe
„ihrer Haare und Kleider, und gab ebenso richtig ihren
„Stand und ihr Gewerbe an ... . Ein Bürger, der sich
„mit einem grossen Beutel Pfennige hatte nach Dibbesdorf
„fahren lassen, glaubte den Klopfgeist in die grösste Verlegenheit
zu setzen, wenn er den Beute] mit der Frage:
„wie viel Pfennige darin wären? hinhielt. Es klopfte
„681 mal. Der Bürger liess sich die Mühe nicht verdriessen,
„die Kupfermünzen zu überzählen, und siehe, die angegebene
Summe war richtig. Der Klopfgeist klopfte aufs
*) Kann denn deshalb der ursprüngliche Bericht nicht schon
gleichzeitig mit den Ereignissen selbst niedergeschrieben worden sein ?
Die Red.
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