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556 Psychische Studien. VII. Jahrg. 12. Heft. (December 1880.)
beizufügen. Wenn Herr Prof. Büchner hierzu seinerseits
von einem „Schweigen der Verachtung" spricht, so kennzeichnet
Solches seine Kampfweise nur noch mehr. Wir
bemerken hierauf ganz einfach, dass wir für diese eventuelle
Verachtung keinerlei Verwendimg besitzen, indem uns an
derselben absolut Nichts gelegen ist.
ad VIII. Den Schluss Knalleffect hat sich der Herr
Prof. Dr. Büchner, wie man Diess bei ähnlicher Polemik ja
gewohnt ist, für zuletzt aufgespart.
Er behauptet höchst bescheiden: „mit Dummheit und
Unwissenheit kämpfen die Götter selbst vergeblich" — und
wir fügen bei, was ihm wohl sehr unabsichtlich dabei im
Halse stecken blieb: folgeweise ist er, Herr Professor Dr.
Ludwig Büchner, hier in völlig gleicher Lage, wie die kämpfenden
Götter! Vergeblich und auch offenbar ohne alle und
jede göttliche Hülfe hat er allerdings diesmal gekämpft, and
die zahlreichen Besucher der Raosert sehen Vorstellung,
welche nach eigenem Ansehen überzeugt waren, dass ihnen
hier nicht nur blosser Schwindel und Humbug gezeigt
worden sei, sie sind auch von Herrn Büchner nicht des
Gegentheils belehrt worden; — dieses gesammte, sowie jedes
folgende Auditorium möge sich aber für jenes klassischhöfliche
Oompliment, welches ihm Herr Büchner hier gemacht
hat, freundlichst bedanken!
Wir betonen indessen zum Schlüsse nochmals, dass es
ja gar nicht die wissenschaftliche Seite der Sache war,
wegen deren wir Herrn Büchner zurechtwiesen, — die Dis-
cussion hierüber soll vielmehr natürlich unbedingt frei sein;
— es handelt sich lediglich darum, ob es von Herrn Büchner
passend erschien, bezüglich einer Vorstellung, der nicht nur
ein distinguirtes und gewähltes Publicum, der sogar der
Grossherzogliche Hof in zahlreicher Vertretung bis zum
Schlüsse mit höchstem Interesse folgte, Tags darauf nach
polizeilichem Verbote zu rufen, — ob dieser Ruf insbesondere
im Munde des Herrn Professor Dr. Büchner im Hinblick
auf sein notorisches öffentliches wissenschaftliches, religiöses
und politisches Auftreten erklärlich erschien?!
Das war die alleinige Frage, um die es sich handelte
und die wir entschieden verneinen mussten, welche wir
aber auch durch die jenseitige Entgegnung schlechterdings
nicht verrücken lassen dürfen.
Herr Professor Dr. Büchner als Privatmann und als
Privatcharakter geht uns hierbei gar Nichts an — der
Mann der Oeffentlichkeit muss sich aber ohne krankhafte
Empfindelei die öffentliche Kritik namentlich dann gefallen
lassen, wenn er, wie Herr Professor Dr. Büchner hier ge-
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