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Ein Beitrag zum gespenstischen Steinewerfen aus Werdau i. S. 563
auch am Tage grösstenteils geschlossen gehalten werden.
Der Schaden, welchen der allgemein geachtete Besitzer des
Hauses durch diesen genieinen Frevel erleidet, soll ihm von
Seiten der städtischen Behörde vergütet werden. Am allermeisten
ist hierbei zu bedauern, dass die Ehefrau Roih's,
welche mit Krämpfen behaftet ist, seit dem Beginne dieser
Schandthat durch öftere derartige Anfälle heimgesucht wird.
Eine im hiesigen Wochenblatte vor längerer Zeit enthaltene
Bitte an den oder die Frevler, diesem unbarmherzigen
Treiben zu entsagen, wurde in den Abendstunden des anderen
Tages mit ungefähr zwölf weiteren Steinwürfen beantwortet
. Ton Seiten unserer rührigen städtischen Polizei-
mannschaft wird die grosste Thätigkeit entfaltet, den ruchlosen
Thätern auf die Spur zu kommen." —
Auf diese von ihnen beliebte Weise dürften sie schwerlich
zu dem gewünschten Resultate kommen. Alle aufgebotene
Polizeimannschaft und Gensdarmerie wird die Betreffenden
nicht von der Notwendigkeit des Studiums verwandter
mediumistischer Phänomene befreien, sofern sie hinter
die eigentliche Wahrheit zu gelangen wünschen und sich
nicht mit der bloss in der Luft schwebenden Voraussetzung
eines empörenden und überaus verschmitzten Racheaktes ein
für alle Mal zufrieden stellen. Die Ehefrau Rolh's, welche
mit sogenannten Krämpfen behaftet ist, ist die
alleinige, nicht willentliche Urheberin, sondern
nichts wissende Vermittlerin dieses so befremdenden
Steinewerfens, indem sie durch ihre mediu-
mistische (von Spirits angeregte) Kraftbegabung
diese Steine oder Ziegelstücke durch Fenster
und schützende Drahtgeflechte hindurch mit
elektrischer Geschwindigkeit und Kraft unwillkürlich
an sich zieht.
Man erinnere sich bei Slade an die plötzliche Zerreis-
sung eines Bettschirmes bei Professor Zöllner; an das plötzliche
Durchschlagen der Schiefertafeln; an die Bewegungen
von Stühlen, Schiefertafeln und anderen Gegenständen im
Zimmer. Man lese in Alfred Rüssel Wallace's „Eine Ver-
theidigung des modernen Spiritualismus, seiner
Thatsachen und seiner Lehren" (Leipzig, Oswald
Mutze, deutsch 1876) S. 83 und S. 115 ff. die dort mitge-
theilten erstaunlichen Fälle, welche sich auf desselben Verfassers
in „Die Wissenschaftliche Ansicht des Ueber-
natürliehen" (Leipzig, das., 1874) S. 37 ff. bereits erörterte
ähnliche Erscheinungen beziehen, die ebenfalls von obrigkeitlichen
Personen vergebens nach einem hinterlistigen Racheakte
durchforscht wurden, — und man wird sich dabei auf
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