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572 Psychische Studien. VII. Jahrg. 12. Heft. (Deceniber 1880.)
hat in Gemeinschaft mit der Broschüre: — „Gedanken
über die Mission des reinen Spiritualismus und
der Philosophie der Grossen Harmonie. Vortrag
zur Wiedereröffnung der Verein-Sammlungen für Harmonische
Philosophie zu Leipzig am .'4. Octoher 1879 von Wilhelm
Besser. (Leipzig, W. Besser. JS80.) 8°. 10 Pf. — durch
Herrn Alfred Friedmann in ?.Blältcr für literarische Unterhaltung
." Herausgegeben von Rudolf von Gottschall, No.
40 v. 1. Octoher 18^0, eine nach ihren beiderseitigen Verdiensten
zum Theil nicht ganz ungerechtfertigte Recension
erfahren. Doch wäre es gut gewesen, wenn sich der geehrte
Kritiker clireet an die Quellen gewandt hätte, auf welche
beide Schriften sich beziehen, um letztere mit den ersteren
nicht in Form und Inhalt zu verwechseln.
k) „Neue Entdeckungen zur Biographie des
Dichters Johann Christian Günther aus Striegau in
Schlesien (1695—1723). Von Gregor Constantin Wittig.
Mit Portrait des Dichters, einem Situationsplane seines
Vaterhauses und einer Lithographie von Striegau zur Günther-
zeit. (Striegau, August Hoffmann, 18öl) 20 Bogen gr. 8°,
7 M. 50 Pf. — ist zwar eine vorwaltend literar-historische
Novität, in welcher Günther s landsmännischer Verfasser die
Lebensgeschichte des ebenso genialen, als unglücklichen
und characterverleumdeten schlesischen Poeten in 14
Kapiteln zum ersten Male seit dessen 1723 zu Jena erfolgten
Tode richtig zu stellen sucht, aber dabei die von
seinen bisherigen Biographen total verkannten psychologischen
Ursachen klarlegt, welche den allezeit „ehrlichen
Günther^ in 150jährigen Verruf brachten. Auch sind vom
Verfasser zwei grössere echte £#M/A<?r-Dichtungen entdeckt
und als solche gegenüber Gottsched und dessen Nachbetern
nachgewiesen. Dabei finden sich nun auch einige wichtige
spiritualistische Berührungspunkte. Hauptsächlich ist
Günthers Fiasko am Hofe Kurfürst und König Augusts IL
von Polen in Dresden im August 1719 aus dem Dichter
selbst, entgegen allen bisherigen Annahmen seiner Biographen,
nicht mehr durch „Narkose4', sondern durch „Hypnose"
schlagend erklärt. Es ist nachgewiesen, dass Günther,
welcher der erste Vorläufer unserer klassischen deutschen
Literatur war und dem die ahnungsvollen Verse entstammen:
„Seele, fort! du hast nun Zeit, deinen Frieden zu bedenken.
Aber welch ein Zweifelmuth mehrt dein innerliches Kränken?
Wirst du durch diess Gantze wandern? bist du etwas oder nichts?
Oder ein getrennter Funke von dem Wesen jenes Lichts?
Lass den Kummer! er bethört: Geh am sichersten und glaube
Deines Wesens Ewigkut!"--—
(„Letzte Gedanken." Leipzig 1718. Ged. S. 843—44.)
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