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Psychische Studien. VIII. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1881.) 43
Pastor Albreehl Krause's populäre Darstellung von Immanuel Kants
Kritik der reinen Vernunft, zu ihrem hundertjährigen Jubiläum
verfasst. (Lahr, Sehanenberg, 1881.)
* Der Verfasser dieser Schrift ist der Pastor A. Krause
in Hamburg, welcher vor einen) Jahre in der protestantischen
Kirchenzeitung gegen Prof. Zöllners Hypothese einer vierten
Dimension eine philosophische Lanze zu brechen sich veranlasst
sah, bei welcher Gelegenheit er mit recht unphilosophischer
Hitze sich in eine recht gewöhnliche Schimpferei
gegen den Spiritualismus ergoss. Beim Durchblättern des
vorliegenden Buches, dessen fachwissenschafthehen Werth
zu beurtheilen hier nicht der Ort ist, waren wir doch etwas
neugierig, ob nicht der Herr Pastor, der doch in Hamburg
die beste Gelegenheit dazu gehabt, seine Kenntniss des Spiritismus
etwas erweitert haben dürfte. Leider sahen wir uns
in der Erwartung getäuscht und sehen aufs Neue daraus,
dass mit philosophischen Anlagen, welche der Verfasser
wirklich besitzt, nicht immer ein aufgeweckter Sinn für
Wahrheit Hand in Hand geht. Dass derselbe noch immer
von den Geistern redet, welche Zöllner geneckt, oder dem
Spiritismus die Meinung imputirt, als seien ihm die Geister
„Wesen, welche, ohne unsre Wahrnehmung zu erregen,
Gegenstände des Daseins in der Welt seien", oder „Geister
einer anderen Welt seien Substanzen, welche nicht den allgemeinen
Weltgesetzen unterlägen", so wollen wir alles das
seiner pastoralen Unwissenheit zu gute halten. Wenn er
aber S. 161 den Satz fertig bringt: „Der Spiritismus ist sogar
so gefällig gewesen, die Geister der Abgeschiedenen auf
die Erde zurückzuzaübern und — kaum glaublich, aber
wahr, so tief ist das Bedürfniss der Menschenseele! — er
hat Millionen von Anhängern gefunden. In den meisten
Fällen ist der Betrug entlarvt worden; und die
einfache Ueberlegung, dass Alles, was wir jetzt sehen und
erfahren werden, doch zu diesem und nicht zu einem
anderenLeben gehören würde, hält den Vernünftigen ab,
sich mit solchem Unsinn zu befassen. Wenn es aber keinen
Beweis für das ewige Leben durch Erfahrung giebt, so
wird sich alle Kraft des Denkens darauf werfen, die Natur
der menschlichen Seele zu studiren u. s. w.", so mag er mit
dem recht unphilosophischen Ausdruck „zu diesem und nicht
zu einem andren Leben" sich selbst auseinandersetzen; die
grobe Unwahrheit aber hinsichtlich der Entlarvung des Betrugs
müssen wir als eines Pastors unwürdig erklären. Herr
Kr. konnte wissen, dass er eine Unwahrheit niederschrieb.
Wenn er es nicht wusste, so haben wir allen Grund an-
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