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194 Psychische Studien. VIII. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1881.)
philosophischer Art, über welche sogar die verschiedenen
Geister notorisch verschieden denken, haben wir nur das
Kriterium unserer eigenen, wissenschaftlich und religiös so
verschieden ausgebildeten Vernunft, um uns in unseren Gewissen
darüber zu entscheiden, auf welche Seite der Ueber-
zeugung wir uns neigen müssen, ohne direkt dem blinden
Glauben an alle beliebigen Aussprüche der Geister zu verfallen
. Beispiele sind zwar verhasst, aber wir können nicht
umhin, bei dieser wichtigen Besprechimg sofort einige uns
zunächst liegende, welche die brennenden Fragen der Gegenwart
enthalten, möglichst unmissverständlich klar zu legen.
Wenn bei Stade und physikalischen Medien seines
Gleichen am hellen Tage zwischen zwei auf einander gelegten
, zuvor ganz rein abgewischten und unbeschriebenen
Schiefertafeln das dazwischen gelegte Stückchen Sehiefei-
stift in den Händen des die geschlossene Doppeltaiel an
einer Seite festzuhaltenden Mediums und des an der andern
Seite dieselbe ebenfalls festzuhaltenden Beobachters vor den
Augen aller übrigen im Oirkel Mitsitzenden eine Botschaft
in verschiedenen Sprachen hörbar kritzelnd niederschreibt,
ohne dass ein menschlicher Einger mit einem Stift auf irgend
eine denkbare und sichtlich wahrnehmbare Weise dazwischen
kann, so nennen wir dieses einen physikalischen Beweis
einer unsichtbar wirkenden, intelligenten Kraft von
der schlagendsten Natur für ehrliche, exacte Beobachter
mit gesunden Sinnen, — und sie alle müssen, wenn sie nicht
voreingenommen sind, schliesslich dieses Factum als etwas
nach ihren bisherigen Erfahrungen zwar rein Unglaubliches,
aber hier doch thatsächlich Geschehenes erklären.
Diese schlagende Beweiskiaft erreicht nun Iceine sogen,
rein geistige Kundgebung durch ein mündliches Sprechen
im Trance oder durch ein eigenhändiges Niederschreiben
von Seiten eines Schreibmediums. Nur in inniger Verbindung
mit einander stützen sie sich gegenseitig. In letzteren
Fällen sind wir lediglich auf den Inhalt der gegebenen
Offenbarung angewiesen und auf unser kritisch gereiftes
Vernunfturtheil über denselben. Vergleichen wir nun einmal
beispielsweise die an der Spitze vorigen April-Heftes mit-
getheilte „lehrreiche Botschaft von Immanuel Kant
an Davis" mit den im jüngsten März-Hefte der „Beformi-
renden Blätter zur Bildung reiner Ethik" vom Vereine „Spiri-
ter Forscher" in Budapest mitgetheilten „Kundgebungen
des Geistes Taitenhacli durch das Schreibmedium
Adelma". Beide Artikel beanspruchen, echte Geistermifctliei-
lungen zu enthalten. Auf welche Weise ermitteln wir nun
die Wahrheit dieser Behauptungen, die Identität der sich /
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