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Perty: Schluss u. Schlüsse aus der siebt- u. unsichtbaren Welt. 265
ggsetz, dass eben die höchsten JDinge für unseren Blick mit
oinem Schleier bed_eckt sind, und dass „wir sie, ungleich
hftgiinHtigterfiftJfteistern, auch, dann noch.nicht begreifen
würden, wenn unsere Hand mächtig genug wäre, jenen zu
heben. Die, welche wenigstens auf jene Geheimnisse hinweisen
^ werden meist mit Undank belohnt, der freilich
manchmal sogar solche trifft, welche Probleme der sichtbaren
Welt untersucht, selbst gelöst haben, wenn sie den
festgewurzelten Vorstellungen widersprachen. Chladni wurde
wegen seines Glaubens an die Meteorsteine auf das heftigste
angefeindet, und man sagte, er gehöre zu Jenen, welche
alle Weltordnung leugnen und nicht bedenken, wie sehr
sie an Allem moralisch Bösen schuld sind, und Aehnliches
wurde auch Copernikus und Galilei vorgeworfen.
Das mystische Gebiet hat die Eigenthümlichkeit, dass
es nur aus dem Ganzen begrinen werden kann, indem man
bei der Analyse jeder einzelnen Thatsache sogleich eine Anzahl
von Zweifeln aufwerfen und hierdurch zu ganz falschen
Folgerungen gelangen kann. Man muss Bedeutung und
Natur des grossen Ganzen erfassen, die man aus dem Zusammenhang
der einzelnen Fälle erkennen wird, so dass der
einzige richtige Weg hier der deduktive ist, während der
induktive nur zu Zweifeln und Dnbegreiflichkeiten führt
und die Gefahr bleibt, das Einzelne stets als Täuschung
.anzusehen. Die Wahrheit liegt also in der Erfassung des
Ganzen, zu welcher man nur durch lange Erfahrung und
immerwährendes Durchdenken gelangt.
Schwer begreiflich ist der Widerwille vieler Menschen
speciell gegen den Spiritismus, was auf dem von vorne herein
gefassten Vorurtheil beruhen muss, dass derselbe, in der
That bei dem herrschenden Unglauben ein Bedürfniss der
Menschheit, nur Betrug oder Sinnestäuschung sei, wodurch
die unbefangene Untersuchung und damit auch das richtige
Verständniss unmöglich gemacht wird. Lächerlich ist der
Vorwurf, der Spiritismus verwirre die Köpfe und man wisse
zuletzt nicht mehr, was man glauben solle; denn dann dürfte
man auch nicht mehr über politische und sociale Verhältnisse
, über Auswanderung, Unterrichtswesen, die Pockenimpfung
etc. diskutiren, Alles Verhältnisse, welche schwache
Köpfe leicht in Verwirrung bringen können. Der Mensch
soll überhaupt nicht bloss glauben, sondern auch denken.
Es ist keinem Zweifel unterworfen, dass unter den Spiritisten,
wie bei allen Partheien, welche von Zeit bewegenden Ideen
ergriffen sind, auch viele beschränkte und überspannte Köpfe
sein werden. Ich bin übrigens der Meinung, dass das ganze
mystische Gebiet nicht vor das grosse Publikum, am wenig-
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