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356 Psychische Studien. VIII. Jahrg. 8. Heft. (August 1881.)
versucht. Aber er hat sich nicht beirren lassen und hat
die philosophisch forschende Welt unermüdlich immer von
Neuem auf die fruchtbaren Ideenkeime seines Lehrers und
Meisters Franz von Baader hingewiesen. Erst im letzten
Decennium haben sich die philosophischen Schriftsteller ihm
mehr zugewandt und seinen gediegen kritischen Einwürfen
Grehör geschenkt. Die neueste Broschüre des Dr. Max Runze
zum Besten einer Urgrossnichte Kanfs, unter dem Titel: —
„Kanfs Bedeutung auf Grund der Entwicklungsgeschichte
seiner Philosophie. Festvortrag zum
100jährigen Gedenktage des Erscheinens der „Kritik der
reinen Vernunft" am 28. März 1881 im Saale des Stadt-
Parks zu Berlin gehalten", ist ihm als „dem Nestor der
deutschen Philosophie" in hoher Anerkennung seiner Verdienste
gewidmet. "Wohl kein deutscher Philosoph hat sich
mit Kam eingehender und tiefer be3chäftigt, als gerade Professor
Hoffmannj weil er seines Meisters Grundprincipien mit
denen Kants gründlich zu vergleichen und auseinander zu
setzen hatte.
In 47 Kapiteln erörtert er in vorliegendem Bande fast
alle neueren buchhändlerischen Erscheinungen auf dem Gebiete
des modernen Spiritualismus und Spiritismus. Das
Ganze bezeichnet der Verfasser als „Spiritualistische Studien
". Er geht aus von einer „Orientirung über den Standpunkt
Franz von Baaderund giebt im 2. Kapitel dessen
„Gedanken über Lebens - Magnetismus, Somnambulismus,
Geiste** weit, zeitliches und ewiges Leben", wofür ihm die
Erforscher de? modernen Spiritualismus nur höchst dankbar
sein können. Ein bereits in Aussicht genommener achter
Band soll das noch Fehlende bis zur Jetztzeit nachbringen.
Obgleich wir mit der Auseinandersetzung seines Vorworts
über den amerikanischen Spiritualisten Andrew Jackson Davis
im Vergleiche zu dem französischen Spiritisten Allan Kardec
(ßivail) nicht voll einverstanden sein können, weil Hoffmann
sich mit sämmtlichen Schriften beider Vertreter dieser zwei
verschiedenen Richtungen, wie er selbst zugesteht, noch
nicht eingehend genug bekannt gemacht hat und sonach
nur nach den ihm bisher in deutschen Uebersetzungen vorgelegenen
Theilausgaben derselben geurtheilt hat, so können
wir sein Urtheil über Davis in Bezug auf die Oardinalfrage
des rechten Gottesbegriffs als Ausgangspunkt der Geisterwelt
und des ganzen physischen Kosmos doch nur formell,
nicht principiell*) anfechten. Ho ff mann hat sich jedenfalls
*) Man sehe über Prof. Hoflmanrts, resp. Baadcfs, musterhaften
Gottesbegriff z. B. die vortreffliche Entwicklung im Juni-Heft 1881
der „Psych. Studien« 3. 273 ff. Vgl. S. 364 ff. im vorliegenden Hefte.
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