http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1881/0556
548 Psyohisehe Studien. VIII. Jahrg. 12. Heft. (December 1881.)
zu viele Mängel darin — Mängel, welche ich als Laie zum
Theil nicht zu erkennen vermag. — Sie tadeln in Ihrem
Buche „Die sichtbare und unsichtbare Welt44 die
Schwärmereien über's Sommerland, welches man wohl, als
unsern gegenwärtigen Sinnen nicht erkennbar und nur auf
den Zeugnissen der Hellsehenden beruhend, unbestimmt
lassen kann*). Ohne also als Laie mir ein Urtheil über
den wissenschaftlichen Werth des gedachten Werkes von
Davis zu erlauben, welches (im Jahre 1847 entstanden) nur
eine Uebersicht damals bestehender Theorien zu sein beansprucht
, so scheint mir doch Vieles darin selbst mit den
neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen übereinzustimmen;
was, die angebliche Nichtbildung des 20jahrigen Davis in
Betracht gezogen, doch schon etwas Bedeutendes ist, auch
wenn die Ansichten seiner Umgebung reproduzirt wären,
welche Annahme von dieser Umgebung (s. das Vorwort Fish-
bougfis) bekanntlich bestritten wird, und nach den von Herrn
Staatsrath Aksakorv beigebrachten weiteren Thatsachen und
Zeugnissen kaum glaubhaft erscheint. Ernste, klare und tiefe
Denker sehen sich zu der Annahme gedrängt, dass irgendwo
im weiten Universum ein selbstbewusster Wille existiren müsse,
weil anders das Entstehen von Selbstbewusstsein sieh nicht
erklären lasse, indem keine Wirkung höher als ihre Ursache
sein könne, — und eine neue, wahre GreistererscheinuDg ereignet
sich, zwar als ein nicht von Vielen angestauntes Wunder,
doch mit jeder Geburt! — Es möchte daher richtig sein,
dass es irgendwo eine durch einen Willen sich bewegende,
Alles belebende Substanz gebe, welcher Erkennen, Wollen
und Empfinden ebenso inne wohnt, als wie die Schwere dem
Stein, oder Anziehung und Abstossung dem Magneten; und
das Denken und Phantasiren wären nur eine mehr oder
weniger bewusste Thätigkeit eben dieser Substanz, hervorgerufen
zum Theil durch Einwirkungen anderer Substanzen
oder Kräfte, als diesen wieder eingebornen Beseelungen oder
Wirkungsweisen; denn jede Kraft ist doch wohl substanziell!
Dass die Werke von Davis nicht schulgemäss syste-
*) Sollten nicht auch Ihre eigenen Vorstellungen vom Himmel,
welche Sie in den Propyläen Ihrer „mystischen Erscheinungen
der menschlichen Natur" (Leipzig, Winter? 1861) 8. 6 ff. als
Principien einzelner Weltkörper characterisiren, welche in Gruppen
und entsprechende Vereine geordnet sind, die, immer grössere und
grösste zusammenschliessend, den Himmel bilden, in welchem das
Princip der Erde als Geodämon, das der Sonne als lleliodämon,
das des Merkur als Hermodämon etc. sich offenbaren, von Ihren
wissenschaftlichen Gegnern als ebenso unbeweisbar und schwärmerisch
wie das Da mV sehe Sommerland mit seinen Geisterschaaren betrachtet
werden können?
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1881/0556