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Wittig: Ist das magnetische Gedankenerrathen Charlatanerie? 23
können". Welchen Widerspruch in obigem Zeugniss enthält
nicht bloss der letzte Satz! Mr. Bishop soll durch praktisches
Studium befähigt sein, doch wohl „willentlich und absichtlich
" die Gedanken und Handlungen Anderer durch einen
„unbewusst auf dieselben ausgeübten Einfluss" auf bestimmte
Punkte zu richten. Das heisst „unbewusst bewusst sein"
und „bewusst unbewusst beeinflussen". Zu solchem Nonsens
gelangt ein englischer Physiologe, der seinen Blick vor den
einfachsten Wahrheiten und Thatsachen der Existenz magnetischer
Einflüsse von Person auf Person*) willentlich und
absichtlich verschliesst. Doch war dieses überaus lichtvolle
Zeugniss im Stande, den Mr. Bishop einer auserlesenen Gesellschaft
englischer Autoritäten und Männer von Rang und
Stand zur weiteren Prüfung zu empfehlen. Mr. Bishop stand
vor Dr. Lion Play fair, dem Deputy-Sprecher des Unterhauses
Sir John Labbock, Mr. Francis Galton, Sir Henry Parkes, Mr.
Moncure Conrvay und selbst Prof. Ray Lankester, der durch
seine Verfolgung des Spiritualisten Dr. Slade bekannt ist.**)
Bishop errieth aller ihn Prüfenden Handlungen, Gedanken
und Werke genau, selbst die Prof. Lankester1 s! ***) —
*) Man lese: „Herr JDonalo und der Thierische Magnetismus in
Paris" Januar-Heft der „Psych. Studien" 1879 und „Der menschliche
Magnetismus. Experimente über Gedankenlesen und Fernwirkung des
Willens". März-Heft 1879. — Der Ref.
**) Siehe Prof. Zöllners „Wissenschaftl. Abhandle Theil I. S.
313 ff. und S. 353 ff., Theil III. S. 193 ff. — D er Eef.
***) Der Verfasser des Artikels berichtet hierüber selbst w(5rtlieh
Folgendes: — „Ein Herr Moncure Conway machte das erste Experiment
. W'ihrend Mr. Bishop draussen auf dem Hausflur war, versteckte
er eine Karte hinter eine Schublade in einem Büffet; die sollte Bishop
finden. Als derselbe wieder eintrat, ergriff er die Hand des Herrn
Conway, legte sie an seine Stirn ganz fest an und begann seine Suche,
indem er wild in dem Zimmer umherrannte wie ein Hund auf der
Ratten jagd, ohne Rücksicht auf die im Wege stehenden Möbel oder
Zuschauer, immer seinen Weg verfolgend, als wie von einer unwiderstehlichen
Kraft getrieben, immer den Mann führend, wie sich von
ihm führen lassend, da er in mesmerischem Rapport mit ihm sich befand
. Schliesslich — fand er die Karte. — Dann kam Dr. Lion Playfair
zweimal dran; zuerst stiess er — natürlich in Abwesenheit des
Mr. Bistop — mit seinem Zahnstocher an die Wand und versteckte
ibn dann unter eine kleine Schachtel. Wiederum rannte der Gedankenleser
mit Dr. Play fair an der Hand durch das Zimmer, stiess genau
an der Stelle der Wand an, die mit dem Zahnstocher berührt worden
war, und fand wirklich auch letzteren; sodann gab er demselben
Herrn auf, ein Wort bei sich selbst zu denken, nahm eine Schachtel
mit einzelnen Lettern und setzte, nach längerem Suchen, immer seine
linke Hand haltend, das Wort: „'Speaker* zusammen — und es war
recht. — Dem Professor Ray Lankester, der durch seine Verfolgung
des Spirtualisten Dr. Slade bekannt ist, gab er auf, sich irgend eine
Krankheit zu denken; nach einiger Zeit sagte er: 'Zahnschmerzen* —
und das war recht." — Wer Mr. MansßeWs, des amerikanischen
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