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Wittig: Ist das magnetische Gedankenerrathen Charlatanerie? 25 *
wertlies sein müsste, weil es die Leiter der Nationen zu
grösserer Redlichkeit gegen einander bestimmen würde.
Dadurch wäre doch ein hoher sittlicher Gewinn erzielt.
Selbst ein Bismarck trachtet, ,ein ehrlicher Makler' zu sein.
Unserem Grewährsmanne aber scheinen die Winkelzüge und
die undurchdringlichen Gedanken besser zu gefallen. Die
angenehmen, aber lügnerischen Höflichkeiten des gesellschaftlichen
Lebens sind ihm offenbar lieber, als die ehrliche
Wahrheit. Die zweifelhaften Regungen in guten und liebevollen
Herzen brauchte man doch wahrlich kennen und sofort
verbannen zu lernen nicht zu scheuen. Warum fürchtet
sich unser Artikelschreiber vor der allgemeineren Verbreitung
der Kunst des Mr. Bishop? Etwa, weil er selbst so Mancherlei
zu verbergen "Hat? Und doch kann er das Wichtigste,
das ihm mit seinem ganzen Artikel am Herzen liegt, vor
Niemand verbergen. Er will seinen Lesern eine gediegene
wissenschaftliche Aufklärung des ganzen Gedankenlesens
vermitteln — und was thut Er ? Er begeht mit Dr. Carpenter
die ganz unwissenschaftliche Willkür, Etwas für Humbug
und Charlatanerie, oder bestenfalls für eine mimische Kunstfertigkeit
zu erklären, was er noch gar nicht als »solche erwiesen
hat. Wir halten ein solches Verfahren weder für
achtungswerth, noch für zuverlässig wissenschaftlich, geschweige
von auf die Leser versittlichender Einwirkung*
Wie kann ein Schriftsteller von solcher geistiger Entwicklung
den Spiritualismus anders als von seinem niedrigen Gesichtspunkte
aus beurtheilen? Schliesslich ist seine Furcht vor
ihm eine durchaus übertriebene. Er kennt die Gesetze des
thierischen und menschlichen Magnetismus noch zu wenig,
welche durchaus nicht Jedermann die Gabe des Gedankenlesens
in den Schooss werfen, am wenigsten Solchen, welche
sie für ihre rein egoistischen Zwecke auszubeuten im Stande
wären. Es ist auch hier von einer allweisen Vorsehung dafür
gesorgt, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen.
Gr. a Wittig.
Der Gottesbegriff als geistiges Naturgesetz.
Von Dr. «. v. Langsdorf.
I.
Nach erlangter Aufklärung obigen Themas, die ich aus
der „Harmonischen Philosophie", sowie aus Mittheilungen
eigener und fremder Medien (namentlich: Colvitte, Richmond,
Sch'ellhammer im „Banner of Light") geschöpft habe, bin ich
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