Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
9. Jahrgang.1882
Seite: 28
(PDF, 165 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1882/0036
28 Psychische Studien IX» Jahrg. 1. Heft. (Januar 1882.)

ihren Argumenten, dass Alles schlechter wird, nicht autkommen
. Wir wissen, dass noch viel Elend auf der Erde
ist. noch viel Unmoralität, viel Grausamkeit, viel Ungerechtigkeit
; aber im Vergleich mit fünfzig, hundert oder gar
tausend Jahren zurück, ist doch viel mehr Glückseligkeit
zu finden, wie früher. Der Begrifl von Gesetz und Recht,
obgleich noch lange nicht vollkommen genug, steht heute
in civilisirten Ländern viel hoher, als in halb- oder gar nicht
civilisirten. "Wohnung, Nahrung, Kleidung und Comfort
des heutigen Lebens, sei es zu Hause oder auf Reisen, ist
mit den früheren Jahrhunderten gar nicht zu vergleichen.
Früher für heilig gehaltene religiöse Doktrinen widersprechen
den heutigen Begriffen von Gerechtigkeit. Diese Gerechtigkeit
, welche neben Liebe und Weisheit zu den höchsten
Attributen der Gottheit gehören, fühlen wir in uns selbst und

„Nichts kann gut sein in Ihm,
was mir als Sünde erscheint!"

lautete einmal eine mediumistische Mittheilung durch W. J.
Colville.

Wir fühlen diese allgemeine Gerechtigkeit als ein grosses
Gesetz und als den natürlichen Charakter eines universellen
Geistes. Jemehr diese innere Natur in uns zum Ausdruck
kommt, desto näher kommen wir zum Begriff der göttlichen
Attribute der Gerechtigkeit, ohne welche die Liebe Gottes
nicht als reines, weisses, spirituelles Licht erscheinen kann.
Wer gerecht ist, der ist auch liebevoll, weise, hochherzig,
barmherzig, mitleidvoll und überhaupt gut. Barmherzigkeit
ohne Gerechtigkeit heisst schwach und partheiisch sein. Es
ist eine falsche Barmherzigkeit, wenn man dadurch ein Verbrechen
beschönigen oder den Veranlasser eines Verbrechens
ungestraft lassen wollte; denn durch solche Moral würde
cüe Gesellschaft in Gefahr kommen und die Unschuld leiden.
Rache ist das Gegentheil von Gerechtigkeit und führt zur
Grausamkeit. Als Beispiel hierfür kann der religiös sein
wollende Calvin dienen, der in hohem Maasse grausam und
ungerecht war.*) Die Kreuzigung Christi, die von den Orthodoxen
so hoch gefeiert wird, war ebenfalls ein solcher Akt
grausamer Rache und sehr schlecht geeignet für Erkennung
göttlicher Gerechtigkeit und Müde. „Vater, vergieb ihnen,
denn sie wissen nicht, was sie thun!" Das war Gerechtigkeit
, das war Milde.

Und die Gerechtigkeit Gottes, der sich selbst ein Naturgesetz
ist, ist so zu verstehen, dass er Jesus und viele an-

*) Man vergl. Owen „Das streitige Land" 2. Bd. S. 42 ff,: — „Das
tragische Geschick des Michael Serveius,"


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1882/0036