Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
9. Jahrgang.1882
Seite: 31
(PDF, 165 MB)
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G. v. Langsdorff: Der Gottesbegriff als geistiges Naturgesetz. 31

hören, dass sie sich mit an unseren Triumphen erfreuen,
für welche sie uns den Weg gebahnt haben, — dann ist
unser Gerechtigkeitsgefühl nicht beleidigt. Allerdings —
wenn sie todt und vergessen wären (wie die Materialisten
es sich vorstellen) und wir den Nutzen ihrer unbelohnten
Arbeit gemessen würden; wenn sie, ohne ihr eigenes Wissen,
geboren von einer unsichtbaren Kraft, dazu verwendet erscheinen
würden, die Erde für uns zu kultiviren, — dann
müssten wir freilich auf den Gedanken kommen, dass wir
nicht das geringste Recht haben, uns dessen zu erfreuen,
was jene für ihre Mühe eingeerntet haben sollten.

Die Sache liegt aber ganz anders.

Auf solche materialistische Einwendung können wir (als
Spiritualisten) antworten, dass die Barbaren früherer
Zeiten nicht dasselbe innere Gefühl besassen, wie die heutigen
kultivirten Menschen; und dass, weil die früheren Bewohner
weniger Freude hatten, sie auch weniger litten, als wir heute
unter Umständen leiden. Unbeholfener in ihrer Auffassung,
wurden sie durch Freude und Kummer in ziemlich ebenso
gerechter Weise ergriffen, als wir jetzt in unserem verfeiner-
teren Zustande. Dieses Gesetz der Ausgleichung dürfte
mehr wie wahrscheinlich, es dürfte als unleugbare That-
sache erscheinen, dass es ebenso in dieser, wie in der Geisterwelt
als Gerechtigkeitsmaszstab gelten wird; denn ein Kind,
in Schlechtigkeit gezeugt, von rohen Eltern grossgezogen,
ohne die schöne Ererbung feiner Sitten zu kennen, in's praktische
Leben eingeführt, kann nichts desto^eniger sich an
dec Mannigfaltigkeit des Lebens seiner Sphäre ebenso sehr
erfreuen, als ein Prinz, der mit vergoldeten Spielsachen zu
spielen gewohnt war und dem an Verfeinerung des Lebens
nichts abgeht. Es ist ja eine bekannte Sache, dass der
Blindgeborene ein viel feineres Gehör und Gefühl hat und
in dieser Beziehung innerlich mehr Vergnügen fühlt, weil
er gar vieles Elend der Welt nicht sehen kann; und ebenso
wahr ist es, dass, weil der Taube sich der Töne nicht erfreut
, er auch nicht durch Misstöne leidet. So wird auch
der überkultivirte Kritiker durch kleine Unvollkommenheiten
eines Gemäldes oder eines Tonstückes u. dergl. übel berührt,
die ein anderer, weniger kultivirter, normaler Mensch gar
nicht sieht und hört. Die Rohheit wird von rohen Menschen
nicht so gefühlt, wie von den Verfeinerten.

Und dennoch giebt es hierin auf Erden eine Grenze;
denn der Reiche geht oft Hand in Hand mit der Schlechtigkeit
, während die ehrliche Armuth sich nur an dem Guten
erfreut; und was erst können wir von den unglücklichen
Krüppeln, von den verlassenen Waisen, von den vereinsamten


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