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Dr. Mandelkern: Die Materialisationen eines deutsch. Mediums etc. 5l
aus Liebe zur Wissenschaft, nebenbei als Studiosus juris
auf der Odessaer Neurussischen Universität mich inscribiren
lassen, und dann als Oandidat mit der Dissertation: „Das
Erbrecht nach mosaischen und talmudischen Gesetzen
nach Urquellen dargestellt" wieder absolvirt.
Die Rechtsphilosophie zeigte mir den Weg zur allgemeinen
Philosophie, und nun ging ich nach Deutschland,
befleissigte mich einige Zeit dieser Wissenschaft und ihrer
Geschichte in Leipzig und Jena und promovirte am letzteren
Orte zum Doctor der Philosophie. Unter allen wissenschaftlichen
Problemen habe ich mich mit besonderer Vorliebe
denen der Providenz, der Willensfreiheit, der Unsterblichkeit
und der Prüfung der Aechtheit der heiligen
Schrift zugewendet und ihnen meine meisten Nachforschungen
gewidmet. Keine erschienene mir zugängliche Abhandlung
und neue Broschüre, welche mir nur irgend eine Aufklärung
geben konnte, habe ich unberücksichtigt gelassen. Ungeachtet
meiner scharfen Kritik in Beziehung zu den obengenannten
Cardinalfragen, bin ich doch stets ein warmer
Anhänger der heiligen Schrift, des Glaubens an die Providenz
und der Unsterblichkeit geblieben. Ich habe mich
immer in Bezug auf alle philosophischen Systeme eklektisch
gehalten, bestrebte mich aber erfolglos, mein eigenes allumfassendes
System zu bilden. Obgleich ein fester Glaube
bei mir vorhanden war, so fehlte mir doch leider noch die
vollständige, sozusagen evidente Ueberzeugung ....
Im vorigen Herbste des Jahres 1880 hat mich die
Frage dei Unsterblichkeit so sehr beschäftigt und in
Anspruch genommen, dass ich sogar manche Nächte hindurch
schlaflos zugebracht habe. In dieser Aufregung zogen
an meinem vibrirenden Gehirn alle die von grossen Denkern
der orientalischen, klassischen und modernen wissenschaftlichen
Welt aufgestellten Beweise der Unsterblichkeit wie
Gespenster vorüber; aber keiner konnte meiner wunden
Seele lindernden Balsam geben.
So könnt' ich denn als armer Tropf
Die Fragen nicht ergründen
Und mit durchwachtem, müdem Kopf
Erst recht nicht Antwort finden;
Mir ward von alle dem so dumm,
Als ging ein Mühlrad in mir herum.
Doch nie umsonst ist hohes Streben:
Es werden Winke uns gegeben
Sehr oft von unsichtbarer Hand,
Was Vielen leider unbekannt. . .
Wo war* mein Forschen wohl geblieben
Nach Wahrheit, die ich selbst nicht fand,
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