Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
9. Jahrgang.1882
Seite: 89
(PDF, 165 MB)
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Die Wurzeln des modernen Spiritismus bei Hesiod.

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Erden findet. Statt der lebensvollen vertrauten Göttergestalten
, die ehedem so gern auf die Erde hinabstiegen, um
Leid und Thatenfreude der Menschen zu theilen, schweben
nun zahllose Dämonen*), die Geister des ersten, goldenen
Geschlechts zwischen Himmel und Erde, um unsichtbar der
Sterblichen Thun und Treiben zu bewachen und den fernen
Himmelsbewohnern zu hinterbringen» Die Götter selbst
stehen zu hoch und erhaben über den armseligen Menschen,
um persönlich mit ihnen zu verkehren. Ja, sie sind nicht
mehr jene klar angeschauten menschenähnlichen Persönlichkeiten
. Die altehrwürdigen Bilder lösen sich auf in vage
Vorstellungen allgemeiner Naturkräfte, in leere Abstractionen
und dunkle Allegorien. Es sind mehr oder weniger nebelhafte
, zum Theil unheimliche, gespenstische Gebilde, vor
deren Zorn und Tücke der Bauer durch allerlei abergläubische
und unverständliche Vorschriften und Cermonien, Verrichtungen
und Enthaltungen, sich zu schützen sucht. So ist
das Leben aut der Erde, wo der Homerische Held sich so
natürlich und ungezwungen, so frei und edel bewegte, eingeengt
und verkümmert durch Askese und ängstliche Regeln,
wie der Mensch gehen und stehen, essen und trinken und
die niedrigsten Bedürfnisse befriedigen, wie und wann er
opfern und beten, arbeiten und ruhen müsse, welche Tage
und Stunden Glück, welche Unglück bringen, wie wir dergleichen
ja auch heutzutage noch bei abergläubischem Landvolk
vorfinden. Denn die Götter sind nicht mehr die natürlichen
Freunde dieser Menschen, auf denen Erbschuld und
Sündhaftigkeit lastet, seitdem der listige Prometheus die
Götter im Interesse der Menschen zu betrügen gewusst und
durch frevlen Diebstahl das Feuer vom Himmel auf die
Erde gebracht hat." — Auf diese Weise ist das Entstehen
religiöser Cultushandlungen, welche im Laufe der Zeit immer
mehr zu unverstandenem, bloss formellem Oeremoniell herabsanken
, selbst noch in gewissen Ceremonien der römischen
Kirche, was besondere Weihungen und Beschwörungen betrifft
, deutlich erklärbar.

*) Diese Götter und Dämonen der Griechen, welche also ursprünglich
gute Genien oder Geister sind, haben sich in der Schuft aus
Engeln des Lichts in Engel der Finsterniss verwandelt, und letztere
sind durch die Theologie des Mittelalters auch in den vagen Glauben
der Gegenwart herübergepflanzt worden» — Auch mögen die furchtbaren
Abbildungen der 1 itanen oder Naturgewalten, wie z. B. an dem
gegenwärtig wieder aufgefundenen pergamenischen Altar des Königs
Atlalos, zur Idee des biblischen Kampfes des Erzengels Michael mit
dem Drachen und seinen Teutelsschaa» en Veranlassung gegeben haben.
Die Offenbarung Johannis deutet wenigstens 12, 7 ff. und 2, 7 ff. ausdrücklich
darauf hin. Und aut solche Anschauungen baute auch Allan
Kardec gläubig einen Theil seiner Lehre von gefallenen Engeln, welche
einer Eeincarnation bedürftig seien! — Qr* C*


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