Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
9. Jahrgang.1882
Seite: 106
(PDF, 165 MB)
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106 Psychische Studien. IX. Jahrg. 3. Heft. (März 1882.)

schmückten die Grotten, und ich war wie geblendet. Als
ich alles bewundert, nahm mich der Knabe wieder an der
Hand, und im Nu stand ich mit ihm vor meinem Bett; so
bin ich erwacht!" —

Ist das nicht ein Märchen, wie es ein wunderbareres nicht
geben kann ? Was war das für eine geheimnissvolle Kraft,
die solchen Traum hervorrief? Ich musste hier auch mit
Goethe ausrufen: „Mir ward bei alledem so dumm, als ging
mir ein Mühlrad im Kopf herum 1" Bei diesem Traume
konnte ich insofern keine positive Wahrheit ergründen, als
ich dieses Phantasiegebilde nicht constatiren konnte und
dasselbe selbstverständlich auch nur ein Phantasiebild war.*)
Deshalb wünschte ich mir einen zweiten Traum, und da
mein Sohn noch nicht in Dresden gewesen, so war mein
Wunsch, dass er die alte Brücke, den Georgenplatz, die
Brührsche Terrasse, die katholische Kirche etc. sehen sollte.
— Zu meinem grössten Erstaunen hatte Gustav nicht die
erste, sondern die zweite Nacht darauf das alles so gesehen,
wie es in Wirklichkeit ist. Die erste Nacht war ein furchtbares
Hundegebell im Hofe gewesen, was ihn gestört haben
soll. — Hier war also von einer Phantasie nicht mehr die
Rede, aber wiederum, was war es? Welche wunderbare
Kraft gab sich hier kund? Kein Mensch war im Stande,
dieses psychologische Räthsel zu lösen.**) — Weiter entwickelte
sich die Kraft, dass Gustav mit vollständig verbundenen
Augen sehen konnte, schauen konnte. Jedes ihm
vorgelegte Buch konnte er mit vollständig verbundenen
Augen auf jeder ihm angezeigten Stelle lesen. Farben
unterscheiden, Gold vom vergoldet unterscheiden etc. — Aus
dieser Periode zwei Episoden. Ein Freund von mir, Herr
Bestaurateur Oberländer in Werdau, bat mich einmal, ihm
diesen Wunderknaben vorzuführen. Als dieses geschah,
führte uns derselbe in sein Privatzimmer, holte seine Gattin,
verband dem Knaben selbst die Augen, Hess denselben am
runden Tische Platz nehmen und zog dann einen Ring vom
Finger, legte denselben auf den Tisch und fragte nun, was

*) Nach genauer Erkundigung sowohl beim Lehrer wie bei meinem
Sohne selbst muss ich constatiren, dass derselbe nie vorher Märchen
von Musäus gelesen hatte. Ich halte die Bemerkung für äusserst
wichtig, da bei vorherigem Lesen dieser Eubezahlm'drchen die Phantasie
des Knaben eine wichtige Rolle gespielt haben könnte.

Der Verf.

**) Hier scheint der Knabe in geistig-magnetischem Eapport mit
dem Herrn Verfasser selbst gestanden, und hellsehend wie gedankenlesend
die ihm als Vater doch bekannten Dresdener Oertlichkeiten im
magnetischen Traume erblickt zu haben. — Die Red.


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