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118 Psychische Studien. IX. Jahrg. 3. Heft. (März 1882.)
Cirkel Manifestirenden als „feinfühlige, intelligente, wahrheitsliebende
, auf das "Wohl ihres Mediunis fürsorglich bedachte
Wesen gekennzeichnet;" ungefähr das Gegentheil
ist der Fall, wie selbst Herrn H's. Bericht, trotz aller Schönfärberei
, dem aufmerksamen Leser verräth. Ich bitte, nur
folgende Tbatsachen genau beachten zu wollen, und lasse
das ganze echauffirte Phrasengeklingel des Berichtes einstweilen
bei Seite.
Herrn HJs. Standpunkt ist der der unbedingten Gläubigkeit
an mediumistische Communikationen, wenigstens hat er
sich in dieser Sache auf demselben gehalten. Die physikalischen
Manifestationen, welche vom November 1880 bis Februar
1881 in Gegenwart der Frau H. stattfanden, boten
für das Hervortreten dieses Standpunktes noch keinen An-
lass. Ueber die bis dahin für die Identität der ,,/mö",
eines anscheinend gutmüthigen, unerzogenen und noch ganz
an ihren irdischen Anschauungen klebenden Wesens gegebenen
Beweise kann ich nicht urtheilen, weil mir die
Kenntniss der irdischen Verhältnisse dieses im jugendlichen
Alter verstorbenen Pariser Bürgermädchens abgeht; Herrn
H. genügten diese Beweise. Vom Febiuar bis Mai waren
die Sitzungen vielfach durch Unwohlsein des Mediums und
andre Dinge gestört; auch zog die Beschäftigung mit einem
andren Medium Herrn ITs. Aufmerksamkeit mehr auf sich,
so dass die physikalische Phase im Wesentlichen mit dem
Februar er. für mich abgeschlossen war. Communikationen,
aus denen ich auf Wahrheitsliebe und Intelligenz, oder auf
das Gegentheil von Beidem bei der Irma hätte Schlüsse
machen können, sind weder mir zu Theil geworden, noch
hat mir Herr ff jemals solche mitgetheilt.
Die Möglichkeit, Vermuthungen in dieser Richtung zu
wagen, beginnt erst mit dem Eintreten der Trancephase
am 8. Juni 1881, von welchem Datum an Herrn ff.s bedenkliche
Hinneigung zu einer Art von Schamanenthum, bei mir
aber die Entstehung von Zweifeln und sittlichen Bedenken,
die ich freilich schon früher oft gehabt, in Bezug auf solche
Geisterduselei im steten Wachsen waren, bis sie in der
Buchgesenichte ihren vorläufigen Abschluss fanden. Man
stelle sich folgende Reihe der Thatsachen vor, vergleiche
dieselbe mit der iT.'sehen Erzählung, und urtheile dann, auf
welcher Seite klares Denken, sittlicher Ernst und Wahrheitsliebe
sich finden.
Am 8. Juni 1881 kündigt Irma an, dass ein grosser
Dichter sich einstellen werde, um durch das Medium Gedichte
zu rezitiren. Das werde freilich das Medium ausserordentlich
angreifen, und Herr ff. solle Sitzungen möglichst
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