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IL Abtheilung.
Theoretisches und Kritisches.
Immanuel Kant und Herr Prof, Fritz Schultze über
Geisterseherei.
Zur "Widerlegung der im „Gemeinnützigen Verein"
am J2. Januar er.*) verbreiteten, gänzlich unhaltbaren Behauptungen
des Herrn Professors Fritz Schultze, Philosophen
am Königl. Polytechnischen Institut zu Dresden, über Kaufs
Glauben an die Realität einer Geisterwelt, durch welche
reale Veränderungen in unserer irdischen "Welt erzeugt
werden können, erlauben wir uns, unsere geehrten Leser
auf folgende wichtige Stellen aus Kants Brief an Charlotte
von Knobloch über Swedenborg einfach hinzuweisen. (S. Kaufs
Werke, ed, Rosenkranz Bd, VII., vollständig abgedruckt in
Prof. Zöllners „Wissenschaftl. Abhandle Bd. I, 8. 193 ff.)
Um aber direct an der Quelle zu schöpfen, empfehlen
wir einem Jeden noch das billige Studium von Immanuel
Kaufs „Träume eines Geistersehers, erläutert
durch Träume der Metaphysik." Herausgegeben von
Karl Kehrbach (Leipzig, Verlag von Philipp Reclam jun.,
1882) Nr. 1320 für nur 20 Pfennige! Hier wird man allerdings
finden, dass in Kant mehrere ganz verschiedene erkenntnisstheoretische
Principien arbeiteten, welche sich einander
vollständig zu widersprechen, wenn nicht gegenseitig aufzuheben
geeignet waren. .Diese Eigentümlichkeit Kants ist
bis jetzt von Niemand besser und schärfer kritisirt worden
als von Johannes Volkelt in seiner Schrift: — „Immanuel
Kaufs Erkennntnisstheorie nach ihren Grund-
prineipien analysirt. Ein Beitrag zur Grundlegung
der Erkenntnisstheorie." (Leipzig, Leopold Voss, 1879). 274
S. 8°, Preis 10 Mark. Volkelt sagt: — „Es scheint, dass
für Denjenigen, der Kaufs Denken als ein Ineinanderarbeiten
fundamentaler ungelöster Widersprüche ansieht, seine Grösse
hinfällig werden müsse. Wer so urtheilt, vergisst indessen
zunächst vollständig, dass die widersprechenden Factoren,
deren Zusammenarbeiten den Grundcharacter dieser Philo-
*) S. 3. Beil. zum „Dresdner Anzeiger" Nr. 19 v. 19. Januar er.
S. 15, — Obiger Artikel war ursprünglich für ein Dresdener Lokalblatt
bestimmt, wurde aber von Letzterem wegen einiger, etwa drei
Spaltseiten aus Zöllnefs „Wissensch, Abhandl.* enthaltenden beweiskräftigen
Auszüge als zu lang abgelehnt, — Die Yerf,
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