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Wie der Mensch stirbt
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und wurde so und durch Leetüre der reichen Literatur des
Spiritualismus völlig zu demselben bekehrt. Sie bekannten
sich öffentlich zu demselben trotz aller warnenden Teufelstheorien
der Hochkirchler, weil gerade dieser angebliche
Teufel zu einem besseren und reineren Denken und Leben
anregte und aufforderte und eine weit schönere und inhaltreichere
zukünftige Herrlichkeit eröffnete, als der gepredigte
kirchliche Himmel verhiess. Unter den Mitgliedern der
Familie wurden deren zwei mediumistisch und begaben sich
im Trance-Zustande an das Piano, woselbst sie gemeinsam
Duette aufführten, welche von competenten Musikkennern
als weit über jeden Normalzustand erhaben gerühmt wurden.
Ein anderes Cirkelmitglied erhielt Unterschriften von Personen
, deren Handschriften es nie gesehen und welche für
genau übereinstimmend befunden wurden. Später gab man
die Planchette und das Tischklopfen auf und unterhielt sich
mit den Geistern vermittelst mediumistischen Schreibens
oder Sprechens im Trance. (Fortsetzung folgt.)
Wie der Mensch stirbt.
Seit den allerfrühesten Anfängen der Geschichte der
Menschheit hat man das Sterben nothwendiger Weise von
Schmerz begleitet angesehen. Allein nichts konnte irriger
sein; die Wahrheit ist, dass Sterben und Schmerz sich
selten zusammenfinden. Dem Tode können natürlich
Wochen und Monate schweren Leidens vorangehen, wie dies
bei gewirsen unheilbaren Krankheiten gewöhnlich der Fall
ist; allein in dem Maasse, als er sich nähert, tritt eine gewisse
Gefühllosigkeit ein, für welche die gütige Natur gesorgt
hat Die Athmung wird langsam und schwach, dann
und wann tritt eine tiefe, seufzerartige Einathmung ein,
als ob die Lunge sich von einer Lähmung befreien wolle,
und in den immer länger werdenden Zwischenräumen zwischen
den Athemzügen sättigt sich das Blut mehr und mehr mit
Kohlensäure, — derselben Luftart, die sich beim
Verbrennen von Kohle bildet und deren tödtliche, aber
schmerzlose Wirkungen so oft zum Selbstmord gedient haben.
Während auf diese Weise die Athmung nach und nach
schwächer wird, fängt auch das mit den Lungen in enger
Verbindung stehende Herz an, sich mit verringerter Kraft
zusammenzuziehen und das Blut nur eine kurze Strecke
weit durch die Schlagadern hindurch zu treiben, wodurch die
äusseren Körpertheile nach und nach erkalten. Auf diese
Weise wird auch das dem Gehirn zugeführte Blut nicht
nur der Menge nach geringer, sondern auch mehr und mehr
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