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144 Psychische Studien. IX. Jahrg. 3. Heft. (März 1882.)
uns nicht berichtet, ob das heroische Mittel dem Dienstknecht
wirklich geholfen, möchten es aber Keinem rathen, sich einmal
auf ähnliche Weise vor einem deutschen Gericht mit
Mediumismus entschuldigen zu wollen, obgleich ein Körnlein
psychologischer Wahrheit auch in obigem Vorgange stecken
dürfte für den, der es herausfinden will.
g) Der durch seine sorgfältige Prüfung der stigmati-
sirten Louise Laieau vor Jahren vielen unserer Leser bekannt
gewordene Dr. Theodor Schwann f Professor der Physiologie
an der Universität Lüttich, welcher eich mit seinen
durch genialen Scharfsinn und unermüdliche Arbeit gewonnenen
Entdeckungen auf dem Gebiete der Physiologie
einen Platz neben den ersten Naturforschern aller Zeiten
errungen hat, ist am 11. Janunr 1882 zu Köln verschieden,
wo er auf Besuch bei Verwandten weilte. Seine Untersuchungen
über die Athmung der Bier, der Gährung und
Fäulniss, die Urzeugung, die Magenverdauung, das Gesetz
der Muskelzusammenziehung, die Oontractilität der Arterien,
die doppelsinnige Leitung des Nervenprincips,
die Rolle der Galle sind sämmtlich grundlegend, ja bahnbrechend
gewesen, üeber alle diese Leistungen aber ragt
noch hoch empor die von ihm und Schleiden aufgestellte
und begründete Zellentheorie, welche in der physiologischen
Wissenschaft einen vollständigen Umschwung herbeiführte.
Er war 1810 zu Neuss geboren.
h) In „Carmen Sylva." Ein Lebensbild der Dichterin
(Ihre Maj. Königin Elisabeth von Rumänien) von Mite Kremnitz
in Bukarest," erschienen im Januar-Heft 1882 der
Monatsschrift „Nord und Süd" (Breslau, S. Schottlaender),
finden wir als interessante Notiz, dass ihr erlauchter Vater,
der Fürst Hermann zu Wied, ein Mann von allseitiger und
tiefer Bildung, wenige Jahre vor seinem Frühling 1864 erfolgten
Tode, sein grosses Werk: — „Das unbewusste
Geistesleben und die göttliche Offenbarung"
begann, welches 1859 in zwei Bänden anonym bei Brockhaas
in Leipzig erschien. Sein letzter Brief an die damals in
Petersburg bei der Grossfürstin Helene weilende Tochter
enthielt noch Antworten auf Fragen, die sie ihm in Bezug
auf sein philosophisches Buch zugestellt» Carmen Sylva, welche
seither zur gefeierten Dichterin geworden ist, bekundet in
der That durch ihre Poesien eine 30 hoch vergeistigte Auffassung
aller Lebensverhältnisse, dass man sie getrost als
Dichterin eines philosophischen Spiritualismus betrachten
darf.
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