Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
9. Jahrgang.1882
Seite: 148
(PDF, 165 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1882/0156
148 Psychische Studien. IX. Jahrg. 4. Heft. (April 1882.)

Es ist das unheilvolle Resultat vieler Betrugs-Entlarvungen
,*) dass die öffentliche Meinung in einem Zustande
chronischen Skeptizismus zurückgeblieben ist, der sich nach
einem Ausschlupf umsieht, durch welchen die Täuschung
möglicherweise hereinkriechen kann. Das Phänomen selbst
ist von einer Natur, welche den besten und vollkommensten

projicirte Anschauungs- und Vorstellungsbilder desselben, angeregt
von einem die erscheinen sollenden Gestalten durch seinen sehnlichen
Wunsch positiv mitbestimmenden Operator oder Magnetiseur, wie hier
sichtlich der Fall ist, (obgleich der bestimmende positive Pol nicht
immer im Cirkel selbst anwesend zu sein braucht, was alsdann allen
zur Zeit Anwesenden auch ganz fremde Gestalten erklären würde,) so
werden diese Vorgänge an sich selbst zwar stete Natur- und Geistes-
Wunder unseres mit dem All zusammenhängenden seelischen Lebens
bleiben, aber darum noch zu keinen speziell übernatürlichen oder gar
himmlischen Geisterwirkungen werden. Wir sehen eben photographisch
getreue innere Anschauungs-, Vorstellungs- und Erinnerungsbilder
unseres mit dem Medium in sympathetischem Rapport stehenden Gehirn
- oder Seelenlebens leibhaftig vor uns, welches doch nur zum
kleinsten Theil von unserer Willkür abhängt und meist eigenen, ganz
unwillkürlich wirkenden Natur- und Geistesgesetzen folgt. Daher vermögen
diese Erscheinungen auch alle nur erdenklichen Wunder unseres
Traum- oder Phantasielebens zu wirken. Sie zeigen uns an den alier
Hüllen sich entkleidenden, aller Glieder sich entäussernden oder dieselben
nur theilweise darstellenden, nach und nach verblassenden und
verschwindenden und wiedererscheinenden Gestalten das Gesetz und
die Kraft unserer (resp. des Mediums und des mit ihm verbundenen
magnetischen Cirkels) Gedankenabstractions- und Constructionsf ähigkeit,
welche z. B. das sinnliche Vorstellungsbild einer Rose im Geiste Blatt
für Blatt zu vermindern und bis zum leeren Stengel zu entblättern, ja
selbst den Robenblättern noch Duft und Farbe hinweg — und dieselben
beliebig gross oder klein zu denken vermag. Durch diese einfache
Betrachtung würde mit einem Schlage vieles Wunderbare an diesen
Erscheinungen durch die in uns selbst, in unserer eigenen Psyche liegenden
ähnlichen Wirkungskräfte wenigstens annähernd erklärlich werden.
Es dürfte uns nicht mehr verwundern, wenn dergleichen sinnlich wahrnehmbare
, aber darum doch nur subjective Erscheinungen {gmz wie in
unseren Träumen und Hallucinationen) nicht an die fixen aussersinn-
lichen Bedingungen von Zeit und Raum mehr gebunden erscheinen,
sondern nach Maassgabe ihrer Wirkungsfähigkeit zu jeder ihnen beliebigen
Zeit, gleichzeitig an verschiedenen Orten, an einem und demselben
Orte ohne Rücksicht auf natürliche Ortsbedingungen und Dimensionen
dur«h alle umgebenden Körper fast zeitlos hindurch wirkten, aus dem
Erdboden wie SamueVs Geist aufstiegen, mitten in fröhlicher Gesellschaft
wie Banco's Geist erschienen, mitten durch verschlossene Thüren
und feste Kerkermauern wanderten, kämen und verschwänden. Wir
haben es bisher meist nur mit subjectiv herbeigewünschten und

*) Mit Annahme unserer so eben entwickelten Theorie „psychischer
Kraftwirkung" bei diesen Erscheinungen werden auch viele bloss
vermeintliche Betrugsfäile bei einmal notorisch als echt bezeugten
Medien auf ein Minimum sich reduciren — weil eben auch subjective
Täuschung intra et extra muros alle Theile, aus Unkenntniss der
die Phänomene beherrschenden phantasmagorischea Gesetze, bisher irr-
lichterirt hat. — Der Uebersetzer.


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