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150 Psychische Studien. IX. Jahrg. 4. Heft. (April 1882.)
gleich den "Winden. Sie schneiden jede Vertraulichkeit kurz
ab; denn wenn ihr euch ihnen nähert, so verschwinden sie
in Nichts. Sie erlauben euch nicht, sie zu berühren, sondern
gelegentlich berühren sie euch, mit einer schwammigen sammt-
weichen Berührung, während die der Nachahmung derb ist.
Sie erscheinen fest und dauerhaft, sind aber so leicht und
verschwindend wie Sommerwolken.
„Dieselben materialisirten Geistgestalten sehen niemals
zwei Mal genau sich gleich. Alle von ibnen sind geräuschlos;
sie gehen nicht, sie schweben. Die Gestalt ist bald vollständig
in allen ihren Theilen — bald in Fragmenten oder
stückweise erscheinend — dann vergeht sie — kommt wieder
in voller Gestalt — verschwindet zuletzt, Alles binnen fünf
und zehn Minuten. Das betrügliche Medium kann stets
die Todten erwecken; das wahre kann es oft nicht. Das
wahre Medium pflegt die Oeffentlichkeit, bittet euch, das
Kabinet selbst herzustellen, geht in euer eigenes Haus und
giebt dort seine Seance, schliesslich ist es stets sichtbar,
wenn der Geist erscheint; das nachahmende Medium thut
dergleichen nicht, sobald skeptische Forscher anwesend
sind." —
Ich kann daher annehmen, dass kein Rückhalt in seinem
Geiste ist und dass das, was er berichtet, echt ist. Diese
abnormalen Darstellungen, schattenhaft, unvollkommen in
ihrer Bildung, die da kommen und gehen gleich dem Winde,
„der da bläst, wo er anstreift", sind unendlich überzeugender,
als die soliden Fleisch- und Blut-Erscheinungen, welche man
gewöhnlich bei den Seancen von materialisirenden Medien
sieht. Mr. B. D. Home glaubt, wie mir erzählt wird, ganz
und gar nicht an solche Gestalten-Manifestationen, da die
\ ihm durch seine eigene Mediumschaft bekannten stets schattenhaft
und in ihrem Aussehen geisterartig waren. Doch haben
wir auch Zeugnisse, welche sich nicht bei Seite schieben
lassen, von festen und recht substantiellen menschlichen Gestalten
, welche sich vor den Augen aufbauten und nach
kurzer Zeit wieder auflösten. Die abgeschnittenen Hände,
welche wir zu untersuchen so reichliche Gelegenheit hatten,
sind ebenso solid und reell wie die eines lebenden menschlichen
Körpers. Sie können fest zugreifen und stark quetschen
: doch sind sie nebelhaft und schattig hinter dem Handgelenk
. Die Hand nur allein ist gewöhnlich fest: obgleich
ich auch eine Hand mit einem vollen Arm vom Körper losgelöst
gesehen habe. Aber wo ist der Stützpunkt*) dazu?
*) Mit unserer Theorie einer bloss subjectiven „psychischen
Kraftwirkung" solcher plastisch-mediumistischer Theilgebildc bedürfe»
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