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166 Tsychische Studien. IX. Jahrg. 4. Heft. (April 1882.)
Weisheit und zu ihrer Fähigkeit, Andere zu belehren. Ich
bin so glücklich, sagen zu können, dass ich mehrere Nicht-
Spiritualisten in Amerika veranlasst habe, sich das Buch
zu verschaffen and es zu lesen, und ich habe ein Exemplar
desselben der Leihbibliothek der Stadt, in der meine Heimath
ist, überwiesen.
Was meine Worte in Bezug auf den Ausdruck „Psychische
Kraft" betrifft, gegen welche Sie Einwendungen erheben
, so wurde ich veranlasst, so zu sprechen, durch den
verstorbenen Rechtsgelehrten Cox, nicht, weil Ich seine Weisheit
beim Gebrauch des Ausdruckes in Zweifei zog, sondern
weil ein Vortrag von ihm, dem ich kürzlich beigewohnt
hatte, mir den Eindruck machte, dass sein Zweifel an der
Existenz von Geist (verkörpert oder enfckörpert) ihm die
Wahl von Worten beim Reden über Clairvoyance und andere
spirituelle Phänomene sehr grosse Schwierigkeit machte, so
viel Schwierigkeit zu Zeiten, dass es augenscheinlich beunruhigend
für ihn und verwirrend für seine Zuhörer war.*)
Was Mr. Crookes betrifft, so hat er klar genug gezeigt,
dass er den Mutli hat für seine Meinungen, und er ist beim
Sprechen über die durch mediumistische Kraft erlangten
Phänomene vollkommen berechtigt, einen „unbestimmten"
Ausdruck zu gebrauchen, anstatt eilig einem Dinge einen
„bestimmten" Namen zu geben, bevor er weiss, ohne zu
zweifeln, was am besten dessen Natur und Eigenschaften
ausdrücken könne. Was „psychische Kraft" genau ist, —
was ihie Macht und Eigenschaften sind, — in welcher Beziehung
sie zur Materie steht, und wie sie auf dieselbe
wirkt, — wer weiss es? Und insoweit dieser Begriff keine
klar bestimmte Form hat, ist er nothwendig „unbestimmt,"
*) Es mochte in der That nicht leicht sein für diesen sonst recht
gewiegten Psychologen, seine Theorie der „psychischen Kraft" seinen
zur Zeit in London überwiegend der ausschliesslichen „Geistertheorie"
gläubig anhängenden Zuhörerschaft plausibel zu machen. Jetzfc, nach
seinem Tode und nach Verlauf eines längeren kritischen Zeitraums
hat sich sogar das in London bisher unter dem Namen „The Spiritualist
" wöchentlich erschienene Journal in eine Monatsschrift „Psyche"
seit März 1882 verwandelt, „um den zahlreichen ärztlichen und anderen
Psychologen, welche nicht moderne Spiritualisten sind, den Anschluss
an exaet wissenschaftliche (und nicht bloss gläubige) psychologische
Forschungen zu erleichtern." — Es ist eben ein gewaltiger und nicht
Jedermann sogleich verständlich zu machender Unterschied zwischen
einer inneren und nach Aussen projicirten plastischen Geistervorstellung
eines Mediums — und den diese Geistervorstellung darstellen
oder repräsentiren sollenden wirklichen, transcendenten, jenseits unseres
phänomenalen Sinnenlebens als Wesen an sich für sich selbst weiter
existirenden Geistern. Diese müsstt-n sich in Wirklichkeit total anders
verhalten, als wie iure blossen Erinnerungsbilder durch Medien
und Cirkel zu thun pflegen. — Der Sekr. d. Red.
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