http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1882/0193
George Milner Stephen und seine wunderbaren Curen. 185
nur auf alte Urkunden und Ueberlieferungen stütze, die Unsterblichkeit
nicht habe logisch beweisen können, deshalb
habe der Materialismus in unserem Zeitalter der herrschenden
Vernunft das Uebergewicht erhalten. Die meisten
wissenschaftlichen Denker der Neuzeit erklärten offen, dass
die von der Orthodoxie beigebrachten Beweise ganz unzureichend
seien. Statt den Spiritualismus als Bundesgenossen
zu begrtissen, stiessen die Kirchen ihn als etwas ihnen
Fremdes zurück. Nur die römische Kirche fusse noch auf
ihren eigenen geistigen Phänomenen weiter. Nach ihren
orthodoxen Lehren würde aber ein Mörder voll scheusslichster
Verbrechen, wenn er nur vor seinem Tode oder seiner Hinrichtung
anfrichtige Reue erwecke und seine Sünden bekenne
, durch die Lcssprechung der Kirche direct vom Galgen
in den Himmel eingehen, während der skeptische Freidenker,
der ein solches Dogma nicht glaube, ohne weitere Sünden
selbst nach dem gerechtesten Leben vom Todtenbette in die
ewige Qual Verstössen werde. Gegen solche aller Vernunft
und Gerechtigkeit Hohn sprechende Dogmen wende sich
der Spiritualismus. Die Furcht vor der Hölle sei kein genügendes
Abschreckungsmittel vor der Sünde. Nur die
Liebe und Rücksicht gegen unsere irdische wie geistige Umgebung
könne uns aus freier Willensentschliessung vor Sünden
am besten bewahren.
Am 29. März 1878 wurde Mr. Stephen jun. selbst Schreibmedium
gleichsam durch Ansteckung von Seiten seiner
Schwester, allerdings erst nach verschiedenen unleserlichen
Vorübungen mit ihm von Seiten des leitenden Geistes. Es
treten auch plötzliche Sehreibmediumschaften auf. Im „Austra-
lian Magazine" seien auf diese Art entstandene wundervolle
Dichtungen mit der Unterschrift Phillip Dale erschienen.
Die meisten Schreibmediumschaften vollzögen sich im unbe-
wussten Zustande. Aber auch während man spreche und
sich unterhalte, seien Communicationen der überraschendsten
Art ganz automatisch von der Hand geschrieben worden.
Manche Medien schreiben mit der Unken ebenso wie mit der
rechten Hand, einige sogar mit beiden Händen zu gleicher
Zeit von einander Verschiedenes! Auch Spiegelschrift.
Verfasser erklärt den Spiritualismus nach Mittheilung einiger
interessanter Geister-Oommunicationen, welche sich jedoch
nur in ganz allgemeinen philosophischen Grundsätzen bewegen,
für kein Glaubensbekenntniss, sondern für eine Wissenschaft.
Man könne recht gut Spiritualist sein und Christ dabei bleiben.
William und Mary Howitt und Mr. und Mrs. S. C. Ball seien
bekannte Beispiele. Der Clerus selbst treibe die Spiritua-
listen durch seine Feindseligkeit^ aus der Kirche,
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1882/0193