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d90 Psychische Studien. IX. Jahrg. 4. Heft. (April 1882.)
finden, dass so ganz ohne Grund der Zahlencultus doch
nicht war." — Es muss Etwas daran sein, denn selbst der
Jesuitismus beschäftigt sich stark mit ähnlichen Erwägungen,
wie uns das Werk: — „Der Gott des Christenthums als
Gegenstand streng wissenschaftlicher Forschung" von Dr.
Justus Ret (Prag, Franz Rziwnaz, 1880) VIII und 172 S.
gr. 88. — zur Genüge belehrt. Während aber die Spekulationen
des Herrn Baron von Heilenbach auf streng wissenschaftlichem
Boden und inmitten controllirbarer Geschehnisse
bleiben, vertieft sich das Buch des Jesuitenzöglings
zuletzt in ganz uncontrollirbare mystische Gebiete. Auf
diesem Wege kann man jede Religion, kurz Alles beweisen,
was man will, und correspondirende Beziehungen zum sogenannten
„Abax" auffinden, jener erweiterten pythagoräischen
Tabelle des Eins und Eins und Ein mal Eins, welche die
Grundlage der mystischen Spekulationen des Alterthums,
aber auch die der höheren Mathematik geworden ist. „In
Allem finde und halte Maass", dürfte auch hier wohl als
oberster Vernunftgrundsatz gelten.
b) Der Spiritualismus hat im vorigen Jahre in England
auch die Aufmerksamkeit des Anfang October 1881 zu New-
castle-on Tyne abgehaltenen Kirchen-Congresses unter
dem Vorsitze des Bischofs von Durham stark beschäftigt.
Auf seinem Programm standen folgende zu erörternden Gegenstände
: „Die Stellungnahme der Kirche zu folgenden Abweichungen
vom Christenthum: a) Unglaube — b) Secula-
rismus (Verweltlichung) — c) Spiritualismus." Es ist uns
etwas Neues, dass der Spiritualismus eine „Abweichung vom
Christenthum" ist. Von welcher Form desselben? Wir ver-
muthen, von der des Programmaufstellers; denn die Kirche
von England, deren Mitglied er ist, schliesst schon verschiedene
Schulen des Denkens in sich ein, denen es ausserordentlich
schwer fallen dürfte, ihre verschiedenen Stellungen
so zu definiren, dass sie auf eine gemeinsame Platform hinweisen
, von der Zwietracht und Uneinigkeit fern wäre. Diese
verschiedenen Schulen würden jedoch wahrscheinlich m der
allgemeinen Annahme der B i b e 1 als ihrer Lebensregel und
Glaubensnorm übereinstimmen. Man hätte ihnen nun das
Studium des Bibel-Spiritualismus empfehlen können, bevor
der Congress abgehalten würde. Sie würden darin gar
Vieles gefunden haben, was in Betreff dieses Punktes ihrer
früheren Beachtung entgangen zu sein scheint. Scenen, in
welchen ein Name erscheint, der heiligste ihres Glaubens,
könnten, wohl erwogen, einiges Licht auf die Frage werfen,
wie weit der Spiritualismus von heute eine Abweichung vom
Christenthum Christi sei. („Light" Nr. 13, 1881.)
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