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200 Psychische Studien. IX. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1882.)
zu rächen. Ich habe das Gefühl, dass wir Alle, die wir
Erforscher der Geisteswissenschaft sind, uns trotz unserer
kleinlichen Differenzen zusammenschliessen sollten, um den
Unsterblichen rings um uns her behülflich zu sein, die
geistige Aera in der "Weltgeschichte heraufzuführen. Vor
Allem lasst uns einig sein, und freie und vorurtheilslose
Geister, bereit, Alles aufzunehmen, was als wahr erwiesen
wird, wie sehr es auch unseren vorgefassten Begriffen entgegengesetzt
sein mag; dann werden wir gute und getreue
Knechte sein: wenn wir aber unsere Begriffe verengern,
bloss danach streben, der Welt zu gefallen und ihr uns
anzubequemen, dann werden wir zu einer Secte versteinern
und ungetreu sein unserem eigenen Glauben.
Natürlicher und durch theologische Teufelsbeschwörung
künstlich beeinflusster Somnambulismus-
Krankheits-Geschichte der G. D. in Höfflingen
mitgetheilt von Pfarrer Blumliardt. *)
I.
Yutiemerkung, Nachstehender Aufsatz wurde im August
1844 der Königlich Würtembergischen Oberkirchen-Behörde
auf deren Verlangen in der Eigenschaft einer vertraulichen
Mittheilung übergeben, kam aber ohne Wissen des Unterzeichneten
durch Abschriften in Umlauf. Um die letzteren
zu verdrängen, wurde der Aufsatz nach 6 Jahren litho-
*) Diese ebenso spannende als belehrende Krankheitsgeschichte,
welche uns die tiefsten Blicke in das Wesen des menschlichen Somnambulismus
oder Mediumismus thun lässt, wie wir in einzelnen erklärenden
Noten dazu nachzuweisen gedenken, ist uns durch folgendes
Schreiben übermittelt worden: —
„Ich benutze die Gelegenheit, Ihnen ein Manuscript zu übersenden,
** welches aus dem Nachlass des Magnetiseurs Julius Neuberth stammt.
Es ist mir auf meinen Wunsch von den Erben zum Andenken an denselben
überlassen worden. Es ist ein Aufsatz des durch seine magischen
Heilungen bekannt gewordenen Pfarrers Blumhardt aus dem
Jahr 1844 mit einer Nachschrift aus dem Jahr 1850. Dies Exemplar
ist wohl eine Abschrift von anderer Hand. Wenn auch der Verfasser
in einer Vorbemerkung sagt, dass er eine weitere Verbreitung des
Aufsatzes nicht wünsche, so dürften doch gewichtige Gründe aligemein
wissenschaftlichen Interesses dafür sprechen, jetzt, so lange naca seinem
Tode, die Publication oder doch Besprechung mit theilweiser Publica-
tion in einem Fachblatt, wie die „Psych. Studien" nicht zu beanstanden
. Ich stelle Ihnen, mit der Bitte um Rückgabe, das Manuscript
als Material zur Disposition."
„Gr. Kochberg, d. 27. Februar 1882.
„Felix Freiherr von Stein,"
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