Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
9. Jahrgang.1882
Seite: 207
(PDF, 165 MB)
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Blumhardt: Natürlicher und beeinflusster Somnambulismus. 207

nach der Kirche in der Kammer die Gestalt des Weibes
mit dem todten Kinde gesehen habe, aber alsbald be-
wusstlos niedergefallen sei.

Nachmittags wurde sodann an der Stelle, auf welche
die Schläge gefallen waren, nachgegraben, indem die Boden-
Bretter unbefestigt über der Erde lagen. Es geschah durch
vertraute Männer in meiner Gegenwart. Als Mose Wanger
mit der Hand die Stelle berührte, da man vorzüglich suchte,
sah man ein Flämmchen daselbst aufflackern, und Mose
fuhr zurück. Beim Nachforschen fand man hier zuerst
etliche Papierchen, wie die oben erwähnten, nebst Pulverchen
und Geldpäckchen, endlich einen Topf, der den Boden eine«
andern zum Deckel hatte, und kleine Gebeinchen mit Erde
vermischt enthielt.

Die Gestalt mit dem todten Kinde hatte bereits
die Sage verbreitet, sie stelle eine Kindesmörderin vor,
deren todtes Kind man wohl im Boden finden könne; und
der Todtengräber, der dabei war, wollte wirklich die Gebeine
, an denen sogar noch Fleisch zu sehen war, für Kindes-
beinchen erkennen. Um allem Unangenehmen vorzubeugen,
packte ich alsbald das Gefundene zusammen und fubr damit
in Begleitung des Schultheissen zum Oberamtsarzt Herrn
Dr. Keiser nach Calw, dem wir alles offen erzählten, der
aber nach einiger Zeit die Gebeine für Vogelbeine erklärte.

So deutete alles bisher Gefundene daraufhin, dass hier
einmal eine gewisse Schwarzkunst müsse wenigstens versucht
worden sein, über welche jetzt Verstorbene in Unruhe
wären. Denn gerade Vögel, wie ich nun vernahm, und besonders
Raben werden häufig ^vom Volk zu heimlichen
Künsten auf abergläubische Weise benutzt.

Es lag mir nun vor allem daran, alles Aufsehen zu unterdrücken
; ich verschaffte G. einen Ort bei einer Base von
ihr, später bei ihrem Vetter, dem Vetter des Mose, dem
Gemeinderath Joh. Georg Wanger, der zugleich ihr Taufpathe
ist und eine zahlreiche Familie hat. (Es waren damals vier
erwachsene Töchter und zwei Söhne zu Hause, deren sämmt-
liehe Glieder christlich gesinnt sind und jetzt sehr theil-
nehmend waren, dabei auch die strengste Verschwiegenheit
beobachteten.) Zugleich begehrte ich von ihr, bis auf Weiteres
möglichst ihr eigenes Haus nicht zu betreten, in das sie
auch wirklich erst in der Mitte des folgenden Jahres wieder
einzog. Von der Sache durfte kein besonderes Wesen mehr
gemacht werden, und ich nahm mir vor, ganz in der Stille
mit dem Schultheissen und einigen anderen verständigen
Männern bisweilen Besuch bei ihr zu machen, um zuzusehen,
was es werden wolle.


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