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212 Psychische Studien. IX. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1882.)
Keferaten das mit den neuerlebten Thatsachen verknüpfte
Possible die Farbe des Thatsächlichen annimmt und dann
oftmals bei kritischen Köpfen, die anders als der Referent
zu sehliessen und zu verknüpfen geneigt sind, wohl auch
schärfer sehen, Zweifel selbst über den Kern der referirten
Erlebnisse geweckt werden. Also nicht sowohl Misstrauen
in die Medien, sondern vielmehr unaufhörliches Misstrauen
in sich selbst, d. h. nicht in die Sinne, sondern in das
eigene ßeobachtungsvermögen, sollte jeder Forscher
fortwährend setzen, jedenfalls aber sich hüten, aus vereinzelten
Thatsachen generelle Folgerungen ziehen zu wollen.
Die Bemühungen der „Psych. Studien4' und anderer Strebens-
genossen auf diesem dunklen Gebiete sind daher keineswegs
so trostlos, als sie nach dem Eingangs gedachten Citate
erscheinen müssen; denn, wenn es selbst ihnen noch nicht
gelingen sollte, den exacten Beweis für die Fortexistenz
des Geistes über und ausser der Sinnenregion zu erbringen,
— so haben sie dennoch wahrlich Grosses, Ungeheueres
geleistet, wenn sie durch die von ihnen gelieferten Vorarbeiten
unseren Nachkommen Material geboten haben,
die Grenzen der Wirkungsfähigkeit der „Physis" wie der
„Psyche", sowie die Gesetze der Potenzirung dieser "Wirkungen
durch den Contact gleichartiger Intelligenzen
wenigstens annähernd wissenschaftlich bestimmen und so
mit besserem Erfolge als wir zur Lösung der letzten Fragen
schreiten zu können. Darum muthig und unbeirrt fortgeschritten
auf der zwar mühe- und dornenvollen, aber
dennoch so reichen Lohn verheissenden Bahn!
Mit bestem Gruss empfiehlt sich Ihnen
hochachtungsvoll
Ihr ergebenster
Emil Voelkeh
Ueber Statuvolence oder den gewollten Zustand,
seine Nutzanwendung u. s. w,
Von Dr. med. Fatmestock.
Statuvolence ist ein Zustand, welcher aus dem Willen
eines Individuums hervorgeht, — das Wort ist abgeleitet
von den lateinischen Worten „status, der Zustand'' und
„volo, ich will*)", — und ist eigentlich identisch mit dem
*) Es müsste eigentlich, richtig lateinisch gebildet, heissen: Status
volentia. — Der Uebersetzer.
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