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Wittig: Dr. Dreher erkennt eine unbewusste Psyche an. 217
Untersuchungen über die Natur der Sinneswahrnehmungen
habe ich mich dafür entscheiden müssen, die bewussten
Funktionen der Seele, d. h. also die Thätigkeiten des Ieh's,
scharf von den unbewusst verlaufenden zu trennen." —
Nachdem er weiter auseinandergesetzt, dass er nur
kurz zeigen wolle, wie wir in letzter Instanz bei den
Sinneswahrnehmungen auf etwas in der Seele unbewusst
Verlaufendes stossen; dass wir ferner „bei den Sinneswahrnehmungen
wie beim Sehen die Ursache der Nervenerregung
in die Aussen weit verlegen, ein Schlussverfahren
also ausüben, das wir, wie eine kurze Ueberlegung
lehrt, weder bewusst anwenden würden, noch können;" —
erachtet er das ,Unbewusste' in verschiedenartigen Fällen
als von verschiedenartiger Natur, und zwar einmal beim
Schliessen der Gesichtsbilder auf aussen vorhandene
Gegenstände „als ein besonderes Princip der Psyche; insofern
es aber Veranlassung zu den sog. psycho-optischen
Täuschungen gibt, als eine bis zu einem gewissen Grade
selbständige, seelische Function bestimmter Nervencentren",
wobei er bemerken muss, dass diese Function ja an und
für sich bewusst verlaufen kann, dass sie jedoch, als nicht
dem individuellen (Persönlichkeits -) Be wusstsein entspringend
, als unbewusst erachtet werden muss."
Hierauf wendet sich der Verfasser gegen das neulich
erschienene Werk des Prof. der Medizin Dr. Hoppe an der
Universität Basel: „Psychologisch-physiologische Optik in
experimentell psycho - physischer Darstellung" (Leipzig,
Wigand, 1881), in welchem dessen Autor das „Unbewusste"
aufs Energischeste zu bekämpfen versucht, und erklärt
seinen eigenen wissenschaftlichen Standpunkt in Bezug der
in besagter Schrift angeregten Fragen als unversöhnbar
mit dem des Autors. Alsdann geht er auf die Darstellung
und Erklärung von vier Figuren über, welche als Flächenbilder
sogar in doppelter körperlicher Projection als Haut-
und Basreliefs (hoch und halbhoch erhabene Bilder)
und Sousreliefs (Hohlformen) gesehen werden können.
Die Ursache davon, wie die sog. Treppenfigur auch in das
Bild einer überhängenden Treppe umschlagen könne, vermag
selbst Helmholtz in seiner „Physiologischen Optik"
(S. 626) nicht zu erklären. Dr. Dreher versucht eine solche
auf Grund seiner Theorie vom Unbewussten und sagt
darüber: —
„Hier fragt es sich denn, warum wir in der besagten
Photographie (der Hohlform eines Thorwaldsen'schen Medaillons
„die Nacht") mit Leichtigkeit ein Relief (ein erhabenes
Bild) erblicken; schwierig ein Zwitterding von
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