Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
9. Jahrgang.1882
Seite: 219
(PDF, 165 MB)
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Wittig: Dr. Dreher erkennt eine nnbewusste Psyche an. 219

„Dies geschieht, gleich wie in Anbetracht der bewussten,
durch die Erfahrung, welche ebensogut bewnsst wie nn-
bewusst gewonnen sein kann. Bewusst: insofern die Erfahrungen
des Ichs beeinflussend auf das ,Unbewusste* einwirken
können; unbewusst: insofern das Unbewusste auch
befähigt sein kann, Erfahrungen für sich zu machen." —

Die Ursache des Umschlages der einen Treppenfigur
in die einer überhängenden Treppe erklärt Dr. Dreher als
eine durch Ermüdung bewirkte Ablösung der einen unbe-
wussten Vorstellung, welche uns geläufiger ist, durch die
andere entsprechend umgekehrte, aber weniger geläufige.
Mit Helmholtz glaubt er nicht, dass durch blosse lebhafte
Vorstellung die eine Form vor der anderen beliebig hervortreten
könne. „Der Wille" — sagt er — „mag wohl
beeinflussend auf das ,Unbewusste' wirken, vermag
auch einzelne Eckpunkte zu verlegen, ist aber nicht im
Stande, den ganzen Umwandelungsprozess zu vollziehen.
Selbst bei Mitwirkung der Willenskraft ist der in Erscheinung
tretende Körper ein Produkt des Unbewussten." —

Alle diese Untersuchungen beziehen sich nur auf einen,
den Gesichtssinn. Es erscheint uns aber von vornherein
als ein starker Irrthum, wenn Dr. Dreher mit anderen
Forschern annimmt, die Netzhautbilder unseres Auges seien
bloss planimetrische Flächenbilder. Abgesehen vom Camera
obscura-ähnlichen Bau des Auges fallen die durch Hornhaut
, Linse und Glaskörperchen gebrochenen Sehbilder doch
in ein weit und tief verzweigtes stäbchenartiges Tast-Nerven-
gefiecht hinein, das sich körperlich (und nur scheinbar
flächenhaft) zum Sehnerven vereinigt, um durch ihn ins
innere Gehirn geleitet und dort im sog. Sehhügel von neuem
verzweigt zu werden für die innere psychische Anschauung.
Mithin ist die körperliche Anschauung der Dinge für unsere
Psyche durchaus nicht so schwer erklärlich — am schwersten
ist eher die Anschauung des eigentlich gar nicht existirenden
Flächenbildes. Die Netzhautwand des Auges ist immerhin
eine schwache Hohlform. Auch ist eine körperliche Fläche,
eine Mauer, ein Spiegel, eine präparirte photographische
Platte durchaus keine mathematische Ebene in dem hier
angenommenen Sinne, sondern alle haben ihre körperlichen
Erhöhungen und Vertiefungen, in die das Sehbild nicht
flächenhaft, sondern ebenso körperhaft hinein fällt, als wie
ein körperlicher Schatten durch eine Glasscheibe hindurch.

Wenn wir uns nun gewöhnen wollten, unsere Psyche
oder Seele als ein substantielles Etwas aufzufassen, welches
einen Raum erfüllt, ja sogar über den Raum unseres oder
ihres Organismus hinauszuwirken im Stande ist, so dürften


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