Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
9. Jahrgang.1882
Seite: 226
(PDF, 165 MB)
Bibliographische Information
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226 Psychische Studien. IX. Jahrg. 5. Heft. (Mai 1882.)

aus den 30er Jahren, und die Person meines Vaters, eines
tüchtigen Gelehrten und allgemein hochgeehrten und geachteten
Mannes bürgt Ihnen für dessen AVahrheit. Namen
kann ich nicht nennen, da ich dazu von der betreffenden
Dame nicht autorisirt bin.

Meines Vaters Bruder war zu Besuch bei den Eltern
seiner Braut, eines lebensfrohen, geistreichen und positiv
gebildeten 18jährigen Mädchens. Man machte Vorbereitungen
zum Polterabend. Das glückliche Brautpaar stand
plaudernd und scherzend am Fenster, welches Aussicht bot
auf Garten und anstossenden "Wald, Plötzlich erblasst die
Braut, den starren Blick auf einen Punkt im Garten gerichtet
. Der Bräutigam sucht die Richtung des schreckensstarren
Auges zu verfolgen, ohne jedoch irgend etwas Ausser-
gewöhnliches zu entdecken. — Nach Verlauf einiger Minuten
löst sich der Schreck und das Grauen in einen Strom von
Thränen, und die Braut fragt: „Sahst Du den Trauerzug,
„der sich vom Strassenthor bis zum Waldthore durch den
„Garten bewegte?"

„Ich sah durchaus nichts, und doch habe ich, so wie
„Du, den Blick nicht vom Garten gewendet!"

„Ach! das war ein Leichenzug! Hinter der Bahre gingen
„— (sie nannte die Söhne des Landrathes, ihres Grossvaters
„mütterlicher Seits, der ein kerngesunder Mann war und
„die Honoratioren der Stadt)." — Dieses Bild galt ihr als
warnendes Omen für die bevorstehende eheliche Verbindung;
sie nahm desshalb ihr Wort zurück, ohne jedoch ihrer
Familie gegenüber des Vorfalls zu erwähnen. Sie wollte

die Seelenruhe der Ihrigen nicht stören.--Vier Wochen

später starb der Landrath durch einen Sturz von seinem
Eeitpferde, welches vor einem heranbrausenden Eisenbahnzuge
scheute. Der Fluss, an welchem der damalige Wohnort
der Dame liegt, war in Folge Thauwetters und anhaltenden
Regens aus seinen Ufern getreten und hatte eine
Strecke des Weges zum Friedhofe überschwemmt. Man
war genothigt, um die Trauerfeierliehkait nicht zu stören,
den Durchzug durch jenen Garten zu gestatten. Das war
das erste Mal, dass sich die Thore jenes Gartens einem
Trauerzuge öffneten. Die Dame blieb unvermählt und lebt
heute noch in einer deutschen Residenzstadt.*) —

*) Wir bedauern tief, dass die Braut durch diese plötzlich in ihr
geweckte psychische Gabe der Vision oder Vorschau eines zukünftigen
Ereignisses sich selbst so verstören liess, dass sie ibr Lebensglück
ohne allen erkenntlichen Grund zum Opfer brachte. Wenn es einmal
ins positive Wissen aller unserer Gebildeten und Gelehrten als eine
Wahrheit eingedrungen sein wird, dass dergleichen Fälle (s. den Artikel:


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