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Am 25. April 1882 früh 9*|2 Uhr verschied zu Leipzig plötzlich
in Folge eines Schlaganfalles an seinem Studirpult
Dr. Johann Carl Friedrich Zöllner,
o. 6\ Professor der Astrophysik an der Universität zu Leipzig, Mitglied der Königl.
Säohs. Ges. d. Wissenschaften, auswärtiges Mitglied der Königl. Astronomischen
Gesellschaft zu London, der Kais. Akad. d. Natur f. zu Moskau etc.,
im Alter von 47 Jahren 6 Monaten. Selbst unverehelicht, hinter-
lässt er noch mehrere trauernde Geschwister und seine bejahrte
schmerzgebeugte Mutter Marie Zöllner. Geboren zu Berlin am
8. November 1834, promovirte er mit 25 Jahren an der Universität
Basel, habilitirte sich am 13. März 1865 auf Grund seiner
Schrift „Theorie der relativen Lichtstärke der Mondphasen" als
Privatdocent für Astrophysik an der Universität Leipzig, ward Erfinder
des Reversionsspectroskops, lieferte viele optische Untersuchungen
über die Photometrie (Lichtmessung) der Gestirne,
wurde 1866 ausserordentlicher Professor der philosophischen Fakultät
, 1872 ordentlicher Professor, schrieb sein berühmtes Werk
„Ueber die Natur der Cometen" als „Beiträge zur Geschichte
und Theorie der Erkenntniss", 1876 seine „Prinzipien der elektrodynamischen
Theorie der Materie", 1879 „Das Skalen-Photometer14
, von 1878—1881 aber vier Bände „Wissenschaftliche Abhandlungen
", welche ausserordentliches Aufsehen in allen Kreisen
wachriefen und, wie bekannt, den Grund zu einer „Transcen-
dental-Physik" für mediumistische Phänomene legten.
1881 erschien „Naturwissenschaft und christliche Offenbarung.
Populäre Beiträge zur Theorie und Geschichte der vierten Dimension
." Mit Prof. WiTh. Weher zu Göttingen veröffentlichte
er zuletzt (1882) noch die „Erklärung der universellen Gravitation
aus den statischen Wirkungen der Elektrizität". So
viel uns bekannt, war er mit einer Reihe neuer wissenschaftlicher
Abhandlungen beschäftigt. Seine gelehrten Beziehungen
reichten bis in die höchsten Kreise, wie uns besonders der 4. Band
seine- „Wiss.* Abhandl." klarlegt. Doch zuletzt erschien die
Mittagssonne auf der Höhe seines geistigen Lebens von plötzlichen
Gewitterstürmen und Flecken umzogen. Es waren nicht
bloss magnetische Störungen, welche in sein physisches wie
geistiges Nervenleben und Denken eingriffen, sondern der Kampf
um die Freiheit der Wissenschaft und der Forschung über selbst
in der ihn deshalb bitter anfeindenden gelehrten Welt ganz
ungerechtfertigt missliebige Beobachtungsobjecte, als welche die
von ihm so wacker und offen vertheidigten Erscheinungen des
Mediumismus leider noch immer gelten.
Er ist in der Vollkraft seines Geistes eines raschen und
schönen Todes von uns geschieden ohne Leiden, Schmerzen und
Todeskampf, und von ihm gilt buchstäblich, was die Römer den
vom Blitze Getroffenen auf ihre Grabmale schrieben: „Sol me
rapuit (Der Sonnengott hat mich entrückt!;" Wir denken dabei
an den Gott des ewigen Lichtes der Wahrheit, dem der geistig
Verklärte allein diente, und rufen ihm den uralten Segenswunsch
nach: »Et aeterno, lux luceat ei7" (Und das ewige Licht leuchte
ihm!) Folgen wir seinem geistigen Beispiele muthig nach und
ehren so seinen unsterblichen Geist, der auf rauhen und steilen
Erdenpfaden muthig emporklomm und aufschaute zu den himmlischen
Gestirnen mit dem Motto: — JPer aspera ad astral
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