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Blumhardt: Natürlicher nnd beeinflusster Somnambulismus. 251
Kirche — den mensehgewordenen Gott, Jesus Christus, den
Gekreuzigten, Jesus Christus, Denselben gestern, und heute,
und in Ewigkeit.
(Fortsetzung folgt.)
Natürlicher und durch theologische Teufelsbeschwörung
künstlich beeinflusster Somnambulismus-
Krankheits-Geschichte der G. D. in Höfflingen
mitgetheilt von Pfarrer Hluinliarrit.
(Fortsetzung von Seite 208.)
Oben erwähnte Untersuchungen fanden den 3. Juni 1842
statt. Bald hörte ich, dass das Gepolter um die G. auch
in dem andern Hause, das sie bewohnte, fortdauere und
dass sie gewöhnlich, so oft man etwas höre, bald darauf in
heftige Convulsionen verfalle, die immer stärker und andauernder
würden, so dass sie öfters kaum 5 Minuten dazwischen
ruhig wäre. Ich besuchte sie als Seelsorger, wobei
sie erklärte, es schwebe ihr etwas vor den Augen her, das
sie starr mache, und wenn ich mit ihr betete, wurde sie be-
wusstlos und sank aufs Bett zurück! Einmal sah ich sie
in den Krämpfen, da eben der Arzt anwesend war. Ihr
ganzer Leib zitterte, und jede Muskel am Kopfe und an den
Armen war in gleicher Bewegung, wiewohl sonst starr und
steif. Dazu floss häufiger Schaum aus dem Munde. So lag
sie schon mehrere Stunden da, und der Arzt, der nichts
Aehnliches je erfahren hatte, schien muthlos zu sein. Doch
erwachte sie plötzlich, konnte sich aufrichten, Wasser trinken,
und kaum mochte man es glauben, dass sie die nämliche
Person sei. So ging es noch einige Tage fori
An einem Sonntag Abend kam ich zu ihr, als mehrere
Freundinnen anwesend waren, und sah schweigend den,
schrecklichen Convulsionen zu. Ich setzte mich etwas nieder.
Sie verdrehte die Arme, beugte den Kopf seitwärts und
krümmte den Leib hoch empor, und Schaum floss abermals
aus ihrem Munde.
Mir war es klar geworden, dass hier etwas Dämonisches
im Spiel sei, nach den bisherigen Vorgängen, und
ich empfand es schmerzlich, dass in einer so schauderhaften
Sache so gar kein Eath solle zu finden sein. Unter diesen
Gedanken erfasste mich eine Art Ingrimm, ich sprang vor,
ergriff ihre starren Hände, zog ihre Finger gewaltsam wie
zum Beten zusammen, rief in ihrem bewusstlosen Zustande
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