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Berichtigung des „Licht, mehr Licht" von Seiten des Herausg. 261
der Beinamen, mit denen Herr Leymärie mich beehrt, zu
urtheilen vermögen.
Ich habe immer vorausgesetzt, dass die „Solidarität"
nicht die historische Forschung, die freie Kritik, oder die
Verschiedenheit der Meinungen ausschliesse. Die Herren
Leymärie und von Rappard scheinen die Sache indess anders
zu betrachten: alles, was nicht blinde Bewunderung für
Kardec oder eine Verherrlichung der Verdienste des „Meisters"
athmet, wird als ein Angriff auf die "Würde seiner Person,
als „ Anfeindungen," „ haltlose Ausfälle," „ Insinuation,"
„Obscurantisnius," „Antipathie gegen den grossen Mann"
(Licht Nr. 29) betrachtet und macht sich in folgendem Satze
Luft: —
„Müssen wir nicht empört sein, wenn Herr Aksakow
„und sein Famulus um die Wette über Allan Kardec herfallen
; ist das loyal?" etc.
Alles das ist aus der Luft gegriffen und verräth zu
unserem Bedauern nur Symptome eines spiritischen Chauvinismus
.
Allan Kardec ist eine histoiische Persönlichkeit, und
Jeder hat das Recht, ihn auf seine eigene Weise zu be-
urtheilen. Die Spiriten wollen ihn als ihren „Meister" verehren
, Andere wollen ihn, seine Person und seine Werke
studiren; für sie hat er seine Schattenseiten und seine Verdienste
.
Sein grosses Verdienst ist gewesen, die sog. geistigen
Mittheilungen zu systematisiren, aus ihnen ein Lehr-System
zu gestalten. Nur durch sein Lehr-System hat er die Gemüther
gefesselt, denn der menschliche Geist verlangt vor
Allem nach einer Doctrin.
Seine grosse Schattenseite ist in unseren Augen die,
viel zu wenig die experimentelle Methode berücksichtigt zu
haben, welche allein mit der wissenschaftlichen Kritik und
den rationalistischen Anforderungen der Zeit sich auseinander
zu setzen vermag, wie die Fortschritte des „anglo-amerika- -
nischen Spiritualismus" beweisen.
Als ich Herrn Leymärie diese Bemerkung bei einer anderen
als der von ihm erwähnten Zusammenkunft machte,
erwiederte er mir, dass das richtig sei, dass Kardec in dieser
Beziehung wirklich zu ausschliesslich gewesen sei und dass
jetzt die spiritische Gesellschaft beflissen sei, so viel sie
irgend könne, die Entwickelung und das Studium der mediu-
mistischen Phänomene jeder Art auf experimentellem Wege
zu pflegen.
Und nun, da Herr Leymärie von mir dieselbe Sache
hört, behandelt er mich als „einen Feind des Hauses" nnci
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