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268 Psychische Studien, IX. Jahrg. 6. Hett. (Juni 1882.)
die Liebe die Basis aller Wesenheiten. Der Wille Gottes
ist ein positiver und negativer. Die Geister und die Materie
sind die relativen Substanzen. Der Mensch ist eine Vereinigung
von Geist und Materie. Der böse, freie Wille der
Geister und Menschen ist die Veranlassung des negativen
Willens Gottes. Alle Geister und Menschen sind wahrhaft
Kinder Gottes, gute oder böse; sie alle gelaugen zur ewigen
Seligkeit, die bösen jedoch erst, nachdem sie durch die
vorübergehenden Strafen der Hölle, welche in Sündenschmerzen
bestehen und frei von aller Grausamkeit sind,
geläutert worden sind, wofern sie nicht durch Gesinnungsänderung
während ihrer Prüfungszeit Vergebung der Sündenstrafen
erlangt haben. Die Ewigkeit der Höllenstrafen lässt
sich aus der Bibel nicht beweisen. Jesus Christus, der Sohn
Josephs und Märiens, hat sich zwar für den Messias, gesandt,
uns das Evangelium der Liebe und Gnade zu verkündigen,
für den Sohn Gottes, aber auch zugleich für einen blossen
Menschen gehalten. Der Glaube an eine Trinität ist unvernünftig
und auch in der Schrift nicht begründet. Gebet,
Gottesdienst und Sakramente, deren vemunftgemässes Wesen
gezeigt wird, sind gut, aber nicht verpflichtend. Die Gemeindekirche
ist das Ideal der Kirche, in der ein jedes
Mitglied zum Predigen und Verwalten der Sakramente berechtigt
ist. Die Vergebung der Sündenschuld geschieht
allein durch den Glauben. Sollte sich die Descendenztheorie
als wahr erweisen lassen, so würde dadurch der Glaube an
einen persönlichen Gott nicht widerlegt sein. Der dritte
Theil handelt vom Gebiet des Vermuthens. Die
Sonnengeister, gute Geister, sind in dem ganzen Gebiet
der Sonnensysteme und die Planetengeister, böse Geister,
in dem ganzen Gebiet der Planeten anwesend und wirkend.
Die Materie ist der bösen Weltgeister wegen geschaffen
und wird nach Besserung derselben vernichtet. Der Sonnengeist
unseres Systems bewirkt das religiöse und moralische
Leben der Geister und mit Geist begabten Wesen unseres
Systems. Die Thätigkeit des Erdgeistes ist eine gute und
böse. Er bewirkt das Hinneigen der Menschen zum Bösen,
Krieg, Zwietracht, Wahnsinn, Krankheiten, die Gestaltung
der Erde, insoweit sie nicht durch Natuigesetze bedingt
ist, die durch Gedanken hervorgerufenen Unglücksfälle, die
sinnliche Liebe, die Eingebungen in der Kunst und in den
Wissenschaften, die Eigenthümlichkeiten der Völker und
Sprachen, die Phantasie- und Traumvorstellungen und Ge-
müthsstimmungen.
2) „Pisticismus und Substanzialismus". Cöthen
1880, Verlag von Paul Schettler, 172 S. gr. 8.
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