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Gr. C. Wittig: Wissenschaftliche Beobachtungen über Hypnose. 275
welche wieder mit der erstanfänglichen Erklärung dieser
Herren nicht übereinstimmen, jedenfalls grobe Schwindler?
"Worin gipfelt diese erstanfängliche Erklärung? In der Behauptung
, „dass von einer besonderen, von Person zu Person
wirkenden Kraft bei den Erscheinungen des sog. thierischen
Magnetismus [den die neueren Herren Physiologen ganz
einseitig und falsch „Hypnotismus," Schlafsucht, zu nennen
belieben — Ref.] absolut nicht die Eede sein könne, sondern
dass deren Ursache lediglich in einem eigenthümlichen Zustande
der Centraiorgane des Nervensystems zu suchen sei,
welchen man bei einer grossen Zahl von Personen durch
ziemlich einfache Operationen künstlich herbeiführen könne.44
— Dieser „eigenthümliche" Zustand der Centraiorgane —
klingt er nicht recht mystisch und wunderbar specifisch?
Herr R. wahrt sich die Priorität dieser seiner wichtigen
Entdeckung an Hansen gegenüber den Breslauer Professoren
Heidenhain, Berge), Grützner, Cohn und Gscheidlen, welche
erst Anfang 1880 sich mit dem Problem ebenso zufällig
zu beschäftigen anfingen, wie Herr R. und Genosse, bloss
weil Hansen etwas später nach Breslau als nach Chemnitz
kam. Heidenhain und Genossen hätten aber doch eine
Anzahl wesentlich neuer, bis dahin überhaupt vollkommen
"doch wohl nur für die genannten Herren: — lief.] unbekannter
Thatsachen entdeckt, und H. habe denselben den
neuen, äusserst zutreffenden Namen: „experimentelle Katalepsie44
vorgeschlagen. Der wörtlich übersetzte Name ziert
die späten Beobachter: experimentelle Niedergeschlagenheit!
Vor ihrer Beobachtung war das Alles natürlich „Schwindel"!
Dann sollte wieder gar nichts „Psychisches" dabei im
Spiele sein: — jetzt will Herr R. diese Ansicht von Anfang
an vertreten haben, da Berg er und Schneider sich für
die psychologischen Momente erklärt haben.
Wir folgen den bekannten Versuchen nicht erst, weil
sie bloss längst Bekanntes wiederholen. Nur gegen die
behauptete völlige Bedeutungslosigkeit der Person, welche
die Versuche anstellt, erheben wir unsere Stimme bei den-'
jenigen Erscheinungen, welche specifisch durch „psychische
Einwirkung" zu Stande kommen. Was weiss denn Herr
fi., wer überhaupt von den anwesenden Personen einflussreich
ist oder nicht? Darüber hat er keine scharfsinnigen
Experimente angestellt. Wenn er berichtet, er habe eine
Versuchsperson, die er persönlich beeinflusst, hinter einer
Thür nicht in Hypnose bringen können trotz aller Willensanstrengung
, so bezweifeln wir einfach, dass er der alleinige
Magnetiseur derselben war, weil in diesem Falle „noch andere
Personen im Zimmer vorhanden waren, welche die
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