Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
9. Jahrgang.1882
Seite: 323
(PDF, 165 MB)
Bibliographische Information
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U v. Hellenbach: Das phänomenale u. d. transscendentale Zeitmaass. 323

Uebergehen wir nunmehr zur Phänomenalität der
Zeitauffassung.

Wenn icli in Wien bin, so kann ich das zehn Meilen
entfernte Pressburg nicht gleichzeitig sehen, und umgekehrt,
wohl aber nacheinander; ich kann mir jedoch eine Erhebung
durch einen Ballon denken, die es mir möglich macht, beide
Städte gleichzeitig zu sehen. Dieses Gleichniss bezieht
sich nicht nur auf den Raum, denn die Zeit, der Fluss
der Veränderungen, ist ebenfalls durch eine Linie darstellbar
; sie ist in ganz eminenter Weise der Ausdruck für die
Reihenfolge der Veränderungen, welche Veränderungen
aber als eine fortgesetzte Reihe von Ursachen und Wirkungen
bezeichnet werden müssen. Es kann also immerhin
gedacht werden, dass ein entwickelterer oder höherer
Standpunkt in einem gegebenen Momente nach rückwärts
die Ursachen, nach vorn die Wirkungen weiter zu übersehen
fähig ist, als wir es können. Hat doch der Arzt

welcher ausdrücklich sagt, dass ausser den dreien Dimensionen, welche
alle Dinge haben, noch eine vierte zulässig sei, die den „spiritibus"
zukomme. Man kann nicht deutlicher für die Erweiterung* des
Kauines als etwas zu den drei Dimensionen hinzukommenden und für
den Spiritismus sprechen. Nichtsdestoweniger will Zimmermann herausklügeln
, dass dem nicht so sei, weil More unter seiner „spissitudo
essentialis" nur eine Concentration verstehe!

Allerdings hat More recht, auch das darunter zu verstehen, und
eben darum denkt er an eine Erweiterung des Baumes, wie nachfolgendes
Beispiel klarlegen wird.

Wenn ich einen sehr langen geraden Faden auf einer Ebene so
ott zusammenlege, dass die neben einander liegenden Fäden ein Quadrat
bilden, so hat sich derselbe für die erste Dimension so vielfach verkürzt
, als Fäden neben einander liegen, aber dieser Theil, um welchen
der Faden kürzer wurde, ist in die zweite Dimension eingetreten
und in der ersten unsichtbar. Lege ich nun diese Fäden so über einander
, dass sie einen Würfel bilden, so ist der Faden in der ersten
und zweiten Dimension abermals gekürzt, und wandert der Ueberschuss
in die dritte Dimension. Es geht also daraus hervor, dass sich mit
dem Ueberfliessen in eine höhere Kaumdimension relativ immer auch
eine scheinbar grössere Concentration bewerkstelligen lässt; wenn
daher ein (für uns) dreidimensionaler Körper in eine Form noch höherer
Mannigfaltigkeit gebracht werden würde, so könnte er abermals con-
centrirt werden, und hätte es daher nichts befremdendes, wenn das, was
in der dritten Dimension zurückbleiben würde, für unsere Sinne = 0
wäre. Ich weiss nicht, ob More so gedacht oder so geahnt hat, Eines
aber ist gewiss, dass das von Zimmermann angezogene Argument das
Gegentheil von dem beweist, was es nach seiner Meinung beweisen
soll.

Ich beschränke mich auf diesen wesentlichen Punkt, weil die
Sprache Zimmermannes eine so gesucht unklare ist, dass man oft nicht
sicher ist, was sich der Autor eigentlich gedacht. Die klare Schreibund
Denkweise eines JKant, Schopenhauer und Hartmann sind an Zimmermann
spurlos vorübergegangen.

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