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346 Psychische Studien. IX. Jahrg. 8. Heft. (August 1882.)
schienen, sie aus der Welt zu schaffen. Es fing mit Erbrechen
von Sand und kleinen Glasstücken an; allmählig
kamen allerlei Eisenstücke, namentlich alte und verborgene
Bretternägel, deren ein Mal vor meinen Augen, nach langem
Würgen, nach einander 12 in das vorgehaltene Waschbecken
fielen, oft so gross, dass man es kaum begriff, wie sie den
Hals herauf kommen konnten; auch ein besonders grosses
und breites Eisenstück, bei welchem ihr der Athem ausging,
dass sie mehrere Minuten wie todt dalag. Ausserdem
kamen in unzähliger Menge Stecknadeln, Nähnadeln und
Stücke von Stricknadeln, oft einzeln, da es am schwersten
ging, oft auch in Massen, mit Papier und Federn zusammen
gebunden. Es hatte öfters das Ansehen, als ob Stricknadeln
mitten durch den Kopf gezogen wären, von einem Ohr bis
zu dem andern, und es kamen ein Mal einzelne, fingerslange
Stücke zum Ohr heraus. Ein andermal konnte ich es bei
der Handauflegung fühlen und hören, wie die Nadeln im
Kopf zerbrachen, oder sich drehten und zusammenbogen.
Jenes waren stählerne Nadeln, die sodann langsam in
kleineren Stücken sich gegen den Mund hinspielten, und
zum Mund herauskamen, dieses eiserne, die sich biegen
Hessen, und endlich drei bis vier Mal gebogen, doch ganz,
ihren Ausgang gleichfalls durch den Mund fanden. Auch
aus der Nase zog ich viele Stecknadeln hervor, die sich
von oben herab, da ich sie über dem Nasenbein zuerst querliegend
fühlte, allmälig, mit der Spitze abwärts gerichtet,
herausspielten. Ein Mal kamen 15 solcher Nadeln auf ein
Mal mit solcher Heftigkeit zur Nase heraus, dass sie sämmt-
lich in der vorgehaltenen Hand der G. stecken blieben. Ein
ander Mal klagte sie sehr über Kopfschmerzen, und als ich
die Hand aufgelegt hatte, sah ich überall weisse Punkte
hervorschimmern. Es waren 12 Stecknadeln, die bis zur
Hälfte noch im Kopfe staken und einzeln von mir herausgezogen
wurden, wobei sie jedesmal durch ein Zucken die
Schmerzen kund gab. Aus den Augen zog ich ein Mal zwei
dann wieder vier Stecknadeln heraus, die lange unter dem
Augenlidern umherspielten, bis sie ein wenig vorragten, um
sachte herausgezogen werden zu können. Nähnadeln zog
ich ferner in grosser Menge aus allen Theilen des oberen
und unteren Kopfes hervor. Sie fühlte dabei unerhörte
Zahnschmerzen, und man konnte lange nichts sehen, bis sich
endlich die Spitzen anfühlen Hessen. Dann rückten sie
immer weiter hervor, und wenn ich sie endlich erfassen
konnte, brauchte es noch grosser Anstrengung, bis sie ganz
herauskamen. Zwei alte, fingerslange, verborgene Drath-
stücke zeigten sich sogar in der Zunge, und es kostete Zeit
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