Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
9. Jahrgang.1882
Seite: 349
(PDF, 165 MB)
Bibliographische Information
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Blumhardt: Natürlicher und beeinflusster Somnambulismus* 349

mir kam der Arzt Dr. Späth zu ihr, der zwei Stunden bei
ihr verweilte und sich vieles erzählen Hess, auch wirklich
etwas Hartes an obiger Stelle fühlen konnte. Er merkte,
dass etwas vorgehen werde, und wollte es auswarten, wurde
aber schnell zu einer Niederkunft nach Simmozheim gerufen.
Um 4 Uhr befand ich mich wieder in der Nähe des Ortes.
Da sprang mir Jemand entgegen, ich möchte doch schnell
zu tf. kommen. Ich eilte, und überall sah ich voll Schrecken
die Leute zum Fenster sehen, die mir zuriefen: „Herr
Pfarrer, es thut Noth!" Ich trat ein, aber ein erstickender
Blutdunst wollte mich wieder hinaustreiben. Sie sass in
der Mitte der kleinen Stube, hatte vor sich einen Kübel,
der wohl zur Hälfte mit Blut und Wasser gefüllt war, und
die ganze Länge der Stube vor und hinter ihr durchfloss
eine breite Blutlache. Sie selbst war über und über mit
Blut überzogen, dass man die Kleider kaum mehr kannte.
Man denke sich, das Blut rieselte lebhaft aus den Ohren,
aus beiden Augen, aus der Nase, und sogar oben auf dem
Kopfe in die Haube. Das war das Grässlichste, was ich
je gesehen habe.*) Es hatten's verschiedene Leute zum
Fenster herein bemerkt, obgleich diese sich scheuten, da zu
bleiben. Im Augenblick wollte ich rathlos sein. Doch
fasste ich mich, und ein kurzer und ernster Seufzer brachte
vorerst das Blut zum Stillstande. Dann Hess ich ihr das
Gesicht waschen, das nicht mehr zu erkennen war, und den
Kopf, worauf ich die Stelle am Kopfe anfühlte, in der sich
etwas befinden sollte. Auf dem Vorderkopfe, oberhalb der
Stirne, gewahrte ich bald Etwas, und ein kleiner, aber verbogener
Nagel bohrte sich empor. Am Hinterkopfe drehte
und arbeitete sich* Etwas weiter herab, und endlich kam
ein verbogener Bretternagel zum Vorschein. Das Bluten
hatte von nun an ein Ende. Die erste Ohnmacht, in die
sie bei meinem Eintritt fiel, konnte auch überwunden werden,
wie die nachfolgenden, und am Abend fühlte sie sich wieder
ziemlich gestärkt und wohl. Was könnte ich nicht Alles
erzählen, wenn ich Zeit gehabt hätte, ein Tagebuch zu
führen!

(Fortsetzung folgt.)

*) Es sind diess dieselben Erscheinungen, welche auch die sogenannte
Stigmatisation (wir erinnern an Louise Lateau) darbietet,
und an der viele römische Heilige (wie z. B. die heil. Theresia, der
heilige Cajetan u. A.) zu ihrer Zeit in ganz unerklärlicher Weise gelitten
haben. Die heutige Biologie führt sie wohl richtiger auf Verkehrungen
und Störungen des vegetativen Nerven- und Seelenlebens
zurück. — Die Red,


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