Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
9. Jahrgang.1882
Seite: 365
(PDF, 165 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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L. v. Hellenbach: Das phänomenale u. d. transscendentale Zeitmaass. 365

und meiner Pläne einen gewaltigen Eindruck auf mich
machen; möglich, dass darin die Ursache liegt, dass mein
Bewusstsein beim Erwachen etwas von der Voraussicht
des intelligiblen Subjectes oder der unbewussten Allwissenheit
zurückbehielt.

Der Traum meines Freundes beschränkt sich darauf,
dass er, als Zeuge in der Wirklichkeit vor Gericht geladen,
die Nachc vor dem Tage seiner Einvernehmung sein Erscheinen
bei Gericht träumte und im Traume als erste
Person einen Schulfreund vorfand, den er über 15 Jahre
nicht gesehen und auch nicht an ihn gedacht hatte. Als
er des Morgens sich zu Gericht begab, fand er dort that-
sächlich den Freund als fungirenden Rath. — Der von Schopenhauer
erzählte Wahrtraum betrifft seine Dienstmagd, welche
das Aufreiben des Bodens zufolge eines Tintenfleckes träumte,
was dadurch sichergestellt wurde, dass sie diesen Traum
früher erzählte, und Schopenhauer die andere Magd unmittelbar
und unvorbereitet befragte, was ihr als Traum
erzählt wurde.

In allen diesen drei Fällen liegt als muthmaassliche
Zeit zwischen Traum und Wirklichkeit ein Zeitraum von
weniger als zehnStunden. Genau bestimmen lässt
sich das nicht, weil man den Zeitpunkt des Traumes
gleichfalls nicht bestimmen kann; da es sich aber nur um
ein relatives Verhältniss handelt, so thut dies weiter nichts
zur Sache; man wird immerhin annehmen können, dass
zwischen dem Wahrtraume und dem Eintreten der gleich-
giltigen Ereignisse einige Stunden liegen.

Wir selbst brauchen, um das Schleppen eines Todten,
das Erkennen eines alten Freundes, oder das Weg waschen
eines Tintenfleckes wahrzunehmen, das heisst also soviel,
als alle nothwendigen unbewussten und be-
wussten Schlüsse der Sinneswahrnehmung
und der anderen Urtheile zu ziehen, weniger als eine Secunde.
Das Wahrnehmungsvermögen ist nun allerdings auch unter,
uns Menschen ein sehr verschiedenes, wie z. B. der eine
einem fallenden Körper, einem Stoss u. s. w. weit schneller
ausweicht, als ein anderer. Soviel aber ist gewiss, dass
unter einem Zehntel einer Secunde der Wechsel der
Veränderung, selbst bei den einfachsten Sinneswahrnehmungs-
Schlüssen nicht deutlich erkannt werden dürfte, bei nur
etwas zusammengesetzteren aber das obige Zeitmaass als
Durchschnitt das annähernd richtige sein wird.*)

*) Su mancher meiner Leser könnte leicht übersehen, dass jede
Sinneswahrnehmung ein Urtheil ist, nämlich von der Wirkung auf
die Ursache.


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