Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
9. Jahrgang.1882
Seite: 378
(PDF, 165 MB)
Bibliographische Information
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378 Psychische Studien. IX, Jahrg. 8. Heft. (August 1882.)

kehrte also um, schloss das Erbbegräbniss wieder auf,
untersuchte noch ein Mal — und fand am Kopfende des
Grabes — ein schönes, blaues und grosses Vergissmeinnicht,
meine Lieblingsblume, dieses sichtbare Zeichen, diesen Gruss
von ihm. Es war am 27. Februar, und blüht diese zarte
Blume doch erst zum Mai. Ich nahm meinen Liebling,
und wird mir diese Blume stets das theuerste Andenken
sein, welches ich besitze.

Sein Geburtstag.

Am elften März ging ich sehr spät zur Kuhe, und da
der Schlaf nicht kommen wollte, lag ich mit offenen Augen
wachend eine lange Zeit und gebrauchte das einfache
Mittel, um einzuschlafen, indem ich laut zählte. Plötzlich
fühlte ich eine eisige Zugluft; es ergriff eine kalte Hand
meinen Arm, und wusste ich, dass Er es war. Er rief
mir zu: „Kommen Sie schnell zu mir, es droht Ihnen Gefahr
, doch ich beschütze Sie!" Er zog mich fast aus dem
Bett, und kaum hatte ich dasselbe verlassen, da stürzte
der Betthimmel — mein Bett steht eine Elle von der
Wand entfernt — zur Erde. Ich war vor Schreck so angegriffen
und fror so entsetzlich; trotzdem war ich aber
doch neugierig, wie er aussah, ob er einen wirklichen
Körper habe? Ich lehnte mich an ihn an und fühlte etwas
Starres, Kaltes, doch Festes; war es ein Körper?
Mir war es so, und dann fühlte ich den festen Druck
seiner eisigen Hand, welche die meine ganz umschloss.
Ich sah zu ihm empor, und trotzdem die grösste Dunkelheit
herrschte, so sah ich doch sein Gesicht mit den wunderbar
grossen, überirdisch schonen Augen, die aber so durchgeistigt
waren und mich doch so freundlich ansahen.

Ich bin als Kind schon immer sehr graulich gewesen,
und auch heut noch bin ich nicht im Stande, unsern Saal
im Dunkeln zu betreten. Wie wunderbar also, dass ich
mich nicht graule, nicht ängstige, wenn er kommt, mich
berührt und mit mir spricht. Ich fühle mich bei ihm
sicher, so beruhigend wirkt seine Gegenwart auf mich,
dass ich mich ordentlich einsam, unglücklich fühle, wenn
er verschwunden ist. Sein Organ, seine Sprache ist ganz
so geblieben, doch betont er jedes Wort, und bekommt
die Stimme dadurch etwas sehr Gebietendes. Wie er mich
soeben beschützt, so wird er während meines Lebens mein
Beschützer sein, sagte er mir; das heisst, wenn der Glaube
an ihn bleibt und sich noch mehr befestigt. Nun fragte
ich ihn, ob er die drei Rosen, eine weisse, eine rosa uud
eine dunkelrothe Rose, welche er bei Lebzeiten sich zu


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