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418 Psychische Studien. IX. Jahrg. 9. Heft. (September 1882.)
weniger vollkommen spielen lernen. Ferner kommt es auf
das Instrument selbst an. Wiederholt sind die Medien
mit solchen Instrumenten verglichen und behauptet worden,
dass, sowie ein schlechter Spieler selbst auf der vortrefflichsten
Violine nichts Ausgezeichnetes leisten kann, und
anderseits ein noch so grosser Virtuos auf einer schlechten
Geige nicht jene Tone zu entlocken vermag, die er aus
einem Instrument von Amati oder Stainer herauszuzaubern
im Stande ist, — ebenso ein noch so hoher Geist nicht
durch jedes Medium sich in seiner vollkommenen Art mani-
festiren kann.*)
Wer hier nicht im Stande ist, die Wirkung des Geistes
auf die Materie herauszufinden, der gleicht jenem Juden,
der in einem Joachim'schen Violin-Concert den Ausspruch
gethan: „Gottes Wunder, hab? ich doch nicht geglaubt,
dass das Schaf hat in seine Gedärm' so schöne Tön?!"
Wenn uns die Geister auch durch ihre Medien mittheilen
, dass es ihnen ein Leichtes ist, auf die Menschen zu
wirken, so ist das nicht so zu verstehen, dass sie die Medien
ganz nach ihrem Willen lenken und leiten, und sprechen
und schreiben u. dergl. thun können; sondern es ist damit
nur ausgedrückt, dass sie im Gehirnorgan der Menschen
gewisse Gedanken zu erzeugen im Stande sind» Ob diese
Gedanken durch den immerhin freien Willen des Mediums
zur Ausführung gebracht werden, das ist dem individuellen
Urtheil des Mediums überlassen; geradeso wie
das durch einen angeblichen Geist von einem Medium
Ausgesprochene der Auffassungsgabe der Zuhörer zum
weiteren Verstandniss und zur Verarbeitung anheimgestellt
ist.
(Schluss folgt.)
Die Correspondenz und die Differenz von Bewegung
und Empfindung, oder Monismus und Dualismus.
Ein anonymer Kritiker der von uns bereits im Juli-
Hefte 1881 besprochenen Schrift B. Carneris: „Die Grundlegung
der Ethik44 leitet seinen Artikel: „Ethnologie und
*) Wie ein guter Spieler sich sicher das ihm geeigneteste Instrument
auswählen und auf keinem verdoibenen lange heruinstümpem
würde, eben so wenig dürften wirklich hochgebildete jenseitige Geister
auf ihnen ganz unentsprechenden Medien herumsttimpern. Wir muthen
ihnen von vornherein bessere und höhere Erkenntnisse, Leistungen
und Aussprüche als die des Violin-Concerfc-Juden zu. —
Der Sekr. d. Red,
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